Frankfurt/Main. Der türkische Präsident Erdogan beruft seinen Schwiegersohn Berat Albayrak zum neuen Finanzminister. Währung bricht daraufhin ein.

Weltweit sind Devisenmärkte sehr sensibel, wenn entscheidende Positionen etwa in Regierungen neu besetzt werden. Auch Recep Tayyip Erdogan merkt das gerade wieder. Der frisch vereidigte türkische Staats- und Regierungschef hat seinen Schwiegersohn Berat Albayrak zum Finanzminister ernannt – die türkische Währung brach in der Folge um 3,5 Prozent ein –, vor allem für die gebeutelte Wirtschaft des Landes ein Problem.

Während der Schwiegersohn Erdogans an Bedeutung gewinnt, verliert eine zentrale Institution an Unabhängigkeit: die türkische Zentralbank. Erdogan unterzeichnete wenige Stunden nach seiner Vereidigung als Präsident ein Dekret, nach dem er allein künftig Chef und Vizechef der Zentralbank ernennen wird.

Schwächelnde Währung verteuert Importe in die Türkei

„Nun werden die Befürchtungen wahr, die nach dem gescheiterten Putschversuch bereits aufkamen“, sagte Mauricio Vargas, Volkswirt bei Union Investment. „Erdogan stärkt seine persönliche Macht auf Kosten der Institutionen seines Landes.“ Die türkische Lira leidet unter Erdogan schon seit Längerem. Am Dienstag musste man für einen Euro rund 5,70 türkische Lira in den Wechselstuben auf den Tisch legen. Vor einem Jahr waren es nur 4,00 Lira, 2013 nur 2,50 Lira. Viele Unternehmen stehen deswegen vor Problemen.

Wer sich ganz oder teilweise in fremden Währungen verschuldet hat, muss mit dem Abstieg der Lira mehr an Zinsen und Tilgung zahlen. Die schwächelnde Währung verteuert zudem die Importe in die Türkei, was die Preise im Land nicht nur für Firmen steigen lässt.

Strohfeuer wird irgendwann aufhören zu brennen

Die Inflation galoppiert in der Türkei geradezu. Im Juni lag die Teuerungsrate im Jahresvergleich bei mehr als 15 Prozent. Im Alltag merken die Türken das im Supermarkt, an der Zapfsäule, beim Überweisen der Miete.

In einer solchen Situation muss die Zentralbank deutlich gegensteuern: Zuletzt hatte sie im Juni die Zinsen von 16,5 auf 17,75 Prozent erhöht. Ökonomen halten das Eingreifen für richtig, Erdogan stört es. Er will niedrige Zinsen sehen, um die zuletzt schwächelnde Wirtschaft in Schwung zu halten. Allerdings zögere Erdogan, selbst wenn er die Zentralbank stärker beeinflusse, das Unvermeidliche nur hinaus, meinen Beobachter. Denn das Strohfeuer, das er am Laufen halten will, wird irgendwann aufhören zu brennen. Die Probleme, die schon jetzt für viele in der Türkei spürbar sind, werden dann noch größer sein.