Berlin. Für eine gute Weltwirtschaft gibt es nur eins: Zölle runter. Die von Trump losgetretene Welle an Strafzöllen birgt ein hohes Risiko.

Vielen Spitzenvertretern der deutschen Wirtschaft stehen dieser Tage die Haare zu Berge, wenn sie an US-Präsident Trump denken. Die Verhängung von Strafzöllen in alle Himmelsrichtungen sei mit dem Gehabe eines Schulhofschlägers zu vergleichen, heißt es. Also: Drohgebärden, Einschüchterungen – und wenn das nichts nützt, die Fäuste sprechen lassen.

Trump versucht, sein Wahlversprechen „Make America Great Again“ auf verschiedenen Kanälen durchzudrücken. Neben den verbalen Muskelspielen gibt es diplomatische Initiativen mit Zuckerguss. Dazu gehört der Vorstoß des US-Botschafters in Deutschland, Richard Grenell, Zölle auf Auto-Importe in die Vereinigten Staaten oder nach Europa ­abzuschaffen. Das ist grundsätzlich eine gute Idee, sie wird nur an der ­falschen Stelle platziert.

Grenells Vorschlag ist ein vergiftetes Angebot

Handelsfragen sind laut Lissabonner Vertrag Sache der EU. Die in ­wirtschaftlicher Hinsicht starke Gemeinschaft ist Trump jedoch zu mächtig. Er verfährt lieber nach dem Prinzip „Teile und herrsche“ und bietet bilaterale Handelsabkommen an. Insofern ist Grenells Vorschlag ein vergiftetes Angebot.

Es kommt gegenwärtig zu einer Verkehrung der Fronten. Die USA, die nach dem Zweiten Weltkrieg jahrzehntelang weltweit als Bannerträger des Freihandels aufgetreten sind, reden unter Trump einem schonungslosen Protektionismus das Wort. Gleichzeitig verkauft sich das planwirtschaftliche China als Vorreiter eines unreglementierten Handels.

Geschädigt werden auch BMW und Daimler

Das ist natürlich Propaganda: Die staatskapitalistische Führung in Peking belegt ausländische Firmen mit einer Vielzahl von bürokratischen Vorschriften. Damit sollen der Marktzugang erschwert und die heimischen Unternehmen geschützt werden. Schon aus diesem Grund ist China für die Europäer nicht die Alternative zu Trump-Amerika.

Die vom US-Präsidenten losgetretene Welle an Strafzöllen birgt ein hohes Risiko für alle. Die Weltwirtschaft ist vielfältig verflochten, es gibt keine nationalen Nischen mehr. Etliche Betriebe haben internationale Lieferketten. Wenn China als Gegenmaßnahme Strafzölle auf in Amerika produzierte Autos erhebt, betrifft dies nicht nur General Motors oder Ford. Geschädigt werden auch BMW und Daimler, die mehr Fahrzeuge aus den USA exportieren als amerikanische Hersteller.

Die Konsumenten zahlen am Ende den Preis

Mit seinen handelspolitischen Attacken provoziert Trump Gegenattacken. Nicht nur China, auch Europa, Kanada oder Mexiko wehren sich. Jede Erhöhung von Zöllen wirkt aber wie eine Steuer, die die Waren verteuert. Kommt es zur Eskalation und zum weltweiten Handelskrieg, zahlen überall die Konsumenten in Form von höheren Preisen die Zeche.

In der Sache hat Trump aber nicht ganz Unrecht. Warum werden US-Autos beim Import in die EU mit zehn Prozent Zoll belegt, während für europäische Güter in Amerika 2,5 Prozent fällig sind? Die Frage ist berechtigt. Nur: Diese Tarife sind Teil eines sehr komplexen Systems, das 1994 in der Uruguay-Runde, einer internationalen Vereinbarung, beschlossen wurde.

Auf der anderen Seite erheben die Amerikaner höhere Zölle auf die Einfuhr von Pick-up-Trucks und Lastwagen als die Europäer. Einzelne Ungleichgewichte können allerdings nicht bilateral, sondern nur vor der Welthandelsorganisation (WTO) ausgeräumt werden. Am besten wäre es, die Zölle generell auf null zu senken. Firmen würden billiger produzieren, Verbraucher weniger bezahlen. Mit Freihandel gewinnen alle. Wird er eingeschränkt, verlieren alle.