Brüssel. Im Kampf gegen Kunststoffabfall appelliert die EU-Kommission an die Bürger. Sie sollen verstärkt zu Wasser aus der Leitung greifen.

Die Bürger in Deutschland und Europa sollen nach dem Willen der EU-Kommission künftig häufiger Leitungswasser trinken und dafür öfter auf Trinkwasser aus Plastikflaschen verzichten. Durch den geringeren Verbrauch von Flaschenwasser werde die Menge an Kunststoffabfall deutlich reduziert, zugleich könnten Verbraucher in Europa jährlich über 600 Millionen Euro im Jahr sparen, erklärte die Kommission am Donnerstag bei der Vorlage eines neuen Gesetzesvorschlags.

Der sieht auch die Verpflichtung der EU-Mitgliedstaaten vor, in öffentlichen Gebäuden oder auf Plätzen allgemein zugängliche Trinkwasseranlagen einzurichten. Verbieten oder erschweren will die Kommission den Flaschenwasser-Konsum nicht.

CSU-Politiker kritisiert Vorschlag als „sinnfrei“

Vielmehr sollen die Bürger verstärkt über die gute Qualität des Leitungswassers und seinen Wert als „kostengünstige, sichere und umweltfreundliche Alternative“ informiert werden, auch mit Kampagnen. Die Versorger sollen ihren Kunden genau vorrechnen, was das Wasser aus dem Hahn pro Liter kostet, um den Vergleich mit dem Preis einer Wasserflasche zu vereinfachen.

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    Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber warnte die Kommission davor, mit ihren Vorschlägen „lediglich Europaskepsis zu schüren“. Die Bereitstellung von Trinkwasserspendern in öffentlichen Gebäuden und an Plätzen europaweit zu regeln, sei angesichts der sehr unterschiedlichen Klimabedingungen „sinnfrei“ – die Trinkwasserversorgung überlasse die Kommission besser den Mitgliedstaaten.

    Rechtsanspruch auf Zugang zu sauberem Trinkwasser

    Die Kommission verweist auf Forderungen einer europäischen Bürgerinitiative, die 1,6 Millionen Unterschriften für einen besseren Zugang aller Europäer zu sauberem Trinkwasser gefordert hatte. Künftig soll dieser Zugang als Recht garantiert werden, erklärte Kommissions-Vizepräsident Frans Timmermans.

    Vorgesehen sind in der überarbeiteten Richtlinie neue Vorgaben zur Qualität des Trinkwassers, die europaweit Mehrkosten von 1,6 bis 2,0 Milliarden Euro jährlich verursachen dürften. So soll unter anderem der hormonwirksame Stoff Bisphenol A in die Liste der zu prüfenden Schadstoffe aufgenommen werden, bei anderen Stoffen werden Grenzwerte abgesenkt. In Deutschland ist die Wasserqualität sehr gut – auch dank EU-Vorschriften, so die Kommission.