Berlin. Viele schwere Unfälle mit Lastwagen wären vermeidbar. Die Technik, um diese Unfälle zu verhindern, ist da. Die Politik muss handeln.

Die zehnjährige Zaira hatte keine Chance. Das Mädchen war auf dem Weg zu ihrer Schach-AG in der Schule und fuhr bei Grün über die Kreuzung. So hatte sie es gelernt. Der Kipplaster überrollte sie einfach. Ein schrecklicher Verkehrsunfall diese Woche bei Berlin. Er ist kein Einzelfall.

Hunderte Fußgänger und Radler sind in den vergangenen Jahren gestorben, weil Lkw-Fahrer ihre tonnenschweren Fahrzeuge wie im Blindflug durch die Kurven unserer Städte und Dörfer lenken müssen. Diese Zahl macht fassungslos und zeigt, wie sehr der Gesetzgeber auf diesem Feld bislang versagt hat.

Sicherheitssysteme gäbe es für kleines Geld

Der „tote Winkel“ bei Lkw ist ein lange bekanntes Problem. Es ist technisch lösbar bei überschaubarem Aufwand. Edeka Südbayern hat freiwillig für seine Lieferlastwagen ein Sicherheitssystem entwickelt, das den Fahrer vor Personen im nicht sichtbaren Bereich warnt. Materialkosten pro Fahrzeug: Rund 500 Euro. Ein Warnlicht, ein Signalton, ein kleiner Monitor. Es ist lächerliche Technik im Vergleich zu manchem Hightech-Firlefanz, der in deutschen Oberklasselimousinen längst Standard ist.

Angehörige von Verkehrstoten müssen doch wirklich verzweifeln. Der Politik gelingt es, eine Autobahnmaut einzuführen, die kein Mensch braucht. Den Automobilherstellern gelingt es, Autos für Faule zu konstruieren, die sich selbst einparken. Aber warum schaffen Politiker es nicht, lebensrettende Technik für Lkw vorzuschreiben? Und warum gelingt es den Konzernen nicht, diese Technik als Standard-Sicherheitsfeature in ihre Fahrzeuge zu verbauen?

Es wäre so wunderbar, wenn sich Politik und Gesellschaft gelegentlich den wirklich wichtigen Verbesserungen im Alltag verschreiben würden. Es braucht dafür gar nicht viel Mut und gar Unmengen Geld. Aber Herz und Hirn sowie eine engagierte Parteinahme für diejenigen, die in unserer durchmobilisierten Gesellschaft immer die Schwächsten sind.