Brüssel. Eine neue Kommandostruktur der Nato soll Seewege sichern und Truppenverlegungen beschleunigen – vor allem mit Blick auf die Ostgrenze.

Die Stationierung kleiner Kampftruppen im Baltikum, in Polen und Rumänien vor wenigen Monaten war noch vor allem ein politisches Signal. Jetzt will die Nato mit massivem Aufwand dafür sorgen, dass im Krisenfall die Verlegung auch von großen Truppenverbänden an die Nato-Ostgrenze funktioniert – und so ihre Abschreckung gegenüber Russland verstärken.

Bei dem an diesem Mittwoch beginnenden Treffen der Nato-Verteidigungsminister in Brüssel sollen in einem ersten Schritt die Weichen für den Aufbau neuer Kommandostrukturen gestellt werden, wie Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg ankündigte.

Hintergrund ist die wachsende Besorgnis, dass die Nato auf eine akute militärische Bedrohung nicht ausreichend reagieren kann. Die neuen, rotierenden Kampftruppen mit wenigen Tausend Soldaten an der Ostgrenze sind so klein, dass sie im Ernstfall in wenigen Tagen überrannt würden. Aber selbst die schnellen Einsatzkräfte des Bündnisses könnten dann nicht rasch genug ins mögliche Krisengebiet verlegt werden.

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    Grund sind nicht nur fehlende Planungsstrukturen. Es gebe auch bei der Infrastruktur, vor allem bei Brücken und Schienenwegen im Ostteil des Bündnisses, gravierende Defizite – für schwere Panzer sind sie teilweise nicht geeignet. Die USA drängen auch auf eine Änderung von Rechtsvorschriften in EU-Staaten, damit Truppenverlegungen schon zu Übungszwecken erleichtert werden. Bislang klagt die US-Armee über lange Wartezeiten und aufwendige Kontrollen an nationalen Grenzen.

    Weil Russland seine Marine ausgebaut und die Präsenz im Nordatlantik verstärkt hat, besteht zudem die Befürchtung, dass Truppentransporte nach Europa auf dem Seeweg durch russische U-Boote gefährdet werden.

    Vorgesehen sind für die neue „Operation Abschreckung“ zwei neue Hauptquartiere: Eines in den USA, das sich auf den Schutz der Seewege konzentrieren soll, und eines in Europa, dass die schnelle Verlegung von Material auf dem Kontinent verbessern soll. Als Sitz des europäischen Kommandos könnte auch Deutschland infrage kommen.

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