Frankfurt/Köln. Trotz Kritik will Ditib die Verbindung zur türkischen Behörde Diyanet nicht kappen. Der verlängerte Arm Erdogans sei man deshalb nicht.

Die wegen ihrer Nähe zur türkischen Regierung in die Kritik geratene Türkisch-Islamische Union (Ditib) will mit der türkischen Religionsbehörde Diyanet verbunden bleiben.

Solange es Ditib gebe, werde der Verband mit der türkischen Behörde kooperieren, sagte der Ditib-Generalsekretär Bekir Alboga auf dem Deutschen Islamforum am Dienstag in Frankfurt am Main. Dies heiße aber nicht, dass der deutsche Verband der verlängerte Arm der türkischen Regierung sei. Ditib werde sich in Deutschland weiterentwickeln.

Finanzierung durch Türkei angeblich alternativlos

Derzeit gebe es keine Alternative zur Finanzierung der Ditib-Imame durch die türkische Religionsbehörde, sagte Alboga. Deutsche Behörden hätten sogar Fördergeld für Integrationsprojekte gekürzt, weil der Generalbundesanwalt gegen einzelne Imame wegen Spionagevorwürfen für die türkische Regierung ermittele. Viele Moscheegemeinden könnten Imame nicht ausreichend bezahlen.

Der Islam-Referent der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Helmut Wiesmann, sagte, dass das Problem der Verquickung von Ditib mit der türkischen Regierung sich in der Anstellung der Imame zeige. Die Imame seien nicht von dem deutschen Verband angestellt, sondern von der Religionsbehörde Diyanet und deren Anweisungen unterworfen.

Einige Imame wurden abgezogen

So hätten Imame auch der Aufforderung des Leiters der Diyanet-Auslandsabteilung, Halife Keskin, Folge leisten müssen, Berichte über Gülen-Anhänger und -Einrichtungen aus europäischen Ländern abzuliefern.

Das sind die Streitpunkte im deutsch-türkischen Verhältnis

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    Die entsprechenden Imame hätten ihre Kompetenzen überschritten, sagte Generalsekretär Alboga. Sie seien abgezogen worden. Die öffentlich gewordenen Berichte seien eine interne Angelegenheit zwischen den einzelnen Imamen und der türkischen Religionsbehörde gewesen.

    Unterschiedliche Meinungen zur Entscheidung

    Andere Islamverbände äußerten sich unterschiedlich zur Staatsnähe von Ditib. Religiöse Gemeinden hätten das Recht auf Selbstorganisation und Selbstverwaltung, sagte der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG), Bekir Altas. Die Verbindungen von Ditib in die Türkei seien eine innere Angelegenheit des Verbands.

    Muslime in Deutschland bräuchten den kulturellen und religiösen Transfer aus den Herkunftsländern, erklärte Omar Kuntich vom Zentralrat der Marokkaner in Deutschland. Dagegen sagte der Bundesvorsitzende der Ahmadiyya, Abdullah Uwe Wagishauser, dass eine Religionsgemeinschaft sich nicht mit dem Staat verbinden sollte. Sie sollte sich auf geistliche Themen konzentrieren. (epd)