Berlin. Offenbar hat Altkanzler Gerhard Schröder seinen Anteil an der Freilassung des deutschen Menschenrechtlers Peter Steudtner in der Türkei.

Offiziell beruht die Freilassung von Peter Steudtner auf einer unabhängigen Entscheidung des türkischen Gerichts – doch tatsächlich hat Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) hinter den Kulissen die Wende eingeleitet. Schröder war im Regierungsauftrag als Vermittler in der Türkei unterwegs, wie Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) unserer Redaktion bestätigte.

Vor vier Wochen ist der Altkanzler demnach zum türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan gereist, um sich für die Freilassung Steudtners und anderer inhaftierter deutscher Staatsbürger einzusetzen. Die Initiative ging von Gabriel aus – nachdem seine eigenen Bemühungen, den deutsch-türkischen Konflikt abzukühlen, nicht zum Erfolg geführt hatten. Mit Kanzlerin Angela Merkel stimmte sich der Außenminister ab, auch sie traf sich mit dem Altkanzler.

Schröder und Erdogan pflegten Männerfreundschaft

Nachdem Schröder bei Erdogan vorstellig geworden war, führte Gabriel mit seinem türkischen Außenminister-Kollegen die Gespräche weiter. Er sei dankbar für die Vermittlung Schröders, es sei ein erstes Zeichen der Entspannung, erklärte Gabriel. Aber warum bat er ausgerechnet den Altkanzler um Hilfe?

Szene aus dem April 2009: Gerhard Schröder (SPD) begrüßt den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan zur Feier von Schröders 65. Geburtstag.
Szene aus dem April 2009: Gerhard Schröder (SPD) begrüßt den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan zur Feier von Schröders 65. Geburtstag. © picture-alliance/ dpa | dpa Picture-Alliance / Daniel Biskup

Schröder hat als einer der wenigen aus der deutschen Politik noch ein gutes Verhältnis zu Erdogan, ihm vertraut der Staatspräsident. Einer seiner Berater brachte Schröder daher schon im Frühjahr als Vermittler zwischen beiden Ländern ins Gespräch. Als Kanzler bis 2005 hatte Schröder eine Männerfreundschaft zu Erdogan gepflegt, dem man damals im Westen noch zutraute, die Türkei an den Westen heranzuführen.

Schröder setzte sich für EU-Beitritt der Türkei ein

Schröder setzte sich maßgeblich dafür ein, dass 2005 die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei beginnen konnten. Bei seinem Abschiedsbesuch als Kanzler dankte ihm Erdogan: „Die Türkei vergisst nie ihre Freunde, die in kritischen Zeiten zu ihr gehalten haben“, sagte er.

Auch Schröder vergaß seine Sympathien für das Land nicht: Vor vier Jahren kaufte er ein Ferienhaus bei Bodrum an der Ägäis. Nun führen ihn ganz andere Umstände in die Türkei. Dass die türkische Regierung alle Verabredungen eingehalten habe, sei ein gutes Zeichen für die Verbesserung der sehr angespannten Beziehungen, meinte Gabriel. Jetzt müsse man auch bei anderen Inhaftierten vorankommen.