Kabul. Die Gewalt in Afghanistan lässt nicht nach: Bei Anschlägen auf zwei Moscheen sterben viele Gläubige. Sie waren zum Abendgebet gekommen.

Bei zwei Angriffen auf Moscheen in Afghanistan sind am Freitagabend mindestens 72 Menschen ums Leben gekommen. Ein Attentat traf ein Gotteshaus in der Hauptstadt Kabul, ein weiteres eine Moschee in der zentralafghanischen Provinz Ghor.

In Kabul sprengte sich laut Innenministerium gegen 18 Uhr (Ortszeit) ein Selbstmordattentäter in einer schiitischen Moschee im Westen der Stadt in die Luft. Dabei seien mindestens 39 Menschen getötet und 45 verletzt worden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums, Hedajatullah Hafis, am Abend. Unter den Opfern seien auch Frauen und Kinder.

In Ghor war Anschlagsziel eine sunnitische Moschee

Bei dem Anschlag in Ghor im Bezirk Dolaina seien mindestens 33 Menschen getötet worden, sagte der Sprecher der dortigen Polizei, Mohammed Ikbal Nisami, am späten Abend. Zuvor hatte das afghanische Innenministerium noch 20 Tote gemeldet. Auch in Ghor sprengte sich ein Selbstmordattentäter in die Luft.

Bei dem Anschlag in Kabul starben mindestens 39 Menschen.
Bei dem Anschlag in Kabul starben mindestens 39 Menschen. © REUTERS | OMAR SOBHANI

Ein Mitglied des Provinzrats, Muwen Ahmed, sagte, „die ganze Decke“ sei heruntergekommen. Seiner Ansicht nach war das Ziel des Anschlags ein bekannter Milizenkommandeur und erbitterter Gegner der radikalislamischen Taliban namens Fasl Ahad, der mit seinen Männern zum Abendgebet gekommen war. Laut dem Sprecher der Provinzregierung, Abdullah Khatibi, handelte es sich in Ghor um eine sunnitische Moschee.

Drei Anschläge innerhalb von zwei Monaten

Der Anschlag in Kabul war der dritte Angriff auf eine schiitische Moschee in Kabul in knapp zwei Monaten. Ende September waren bei einem Angriff auf eine schiitische Moschee sieben Menschen getötet worden, Ende August starben bei einem weiteren Anschlag mindestens 28 Menschen.

Ein ähnliches Attentat gab es Anfang August auch in der westafghanischen Stadt Herat, damals kamen 29 Menschen ums Leben. Fast jedes Mal kamen die Attentäter, wenn die Moscheen voll waren – entweder an einem hohen Feiertag oder während eines Freitagsgebets.

IS reklamiert Anschlag für sich

Wer hinter den Taten steckt, blieb zunächst unklar. Die Extremistenmiliz Islamischer Staat bekannte sich zu dem Anschlag in Kabul, Belege legte sie nicht vor.

Anschläge auf schiitische Moscheen hat bisher fast immer die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für sich reklamiert. Anders als in vielen muslimischen Ländern gibt es in Afghanistan keine Geschichte blutiger Fehden zwischen Sunniten und Schiiten. Aber seit dem Aufkommen des IS 2015 sind Schiiten – die meist der ethnischen Minderheit der Hasara angehören – zunehmend Ziel brutaler Angriffe.

Der IS war 2017 bereits für einige der brutalsten Anschläge in Afghanistan verantwortlich, darunter eine siebenstündige Schießerei in einem Krankenhaus in Kabul.

USA verurteilen Anschläge

Die USA verurteilte die Anschläge scharf. „Im Angesicht dieser unsinnigen und feigen Taten ist unser Engagement für Afghanistan unerschütterlich“, erklärte die Sprecherin des Außenministeriums, Heather Nauert, in einer Mitteilung. Die USA stünden an der Seite der Menschen in Afghanistan und unterstützten ihre Bemühungen für Frieden und Sicherheit weiterhin, fügte sie hinzu. (dpa)