Washington. Ruft nach dem Tod eines Soldaten der Präsident an, rechnen Angehörige mit Trost. Bei Trump am Telefon kann es enttäuschend werden.
Der Umgang mit Soldatenwitwen und anderen Hinterbliebenen ist für jeden amerikanischen Präsidenten vermintes Gelände. Ein falsches Wort, eine doppeldeutige Geste, schon steigt unter Patrioten der Blutdruck. Wer für das Vaterland sein Leben lässt, das ist Staatsdoktrin, verdient uneingeschränkte Wertschätzung. Umso ratloser reagiert das politische Washington auf die jüngsten Berichte um Donald Trump und seinen Umgang mit Hinterbliebenen. Ein Vater sagt, er wartet noch auf versprochene 25.000 Dollar, eine Witwe musste sich ganz und gar nicht tröstende Worte anhören.
Es begann damit, dass der just in der Milliardärs-Liste des Magazins „Forbes“ um 600 Millionen Dollar ärmer taxierte Unternehmer von einem Reporter gefragt wurde, warum ihm der Tod von vier US-Soldaten bei einem Anti-Terror-Einsatz im afrikanischen Niger auch zwölf Tage danach noch kein öffentliches Wort der Anteilnahme wert war.
Trump beschuldigte Amtsvorgänger
Anstatt besonnen zu reagieren, ging Trump wie so oft direkt zum Gegenangriff über. Anders als er, behauptete der 71-Jährige, hätten seine Vorgänger selten bis gar nicht die Angehörigen jener Männer und Frauen kontaktiert, deren Särge zentral auf der Air Force Base in Dover im US-Bundesstaat Delaware ankommen.
Eine leicht beweisbare Falschdarstellung. Sowohl Barack Obama als auch George W. Bush, so dokumentieren Videos, Fotos und Augenzeugenberichte, sind regelmäßig ihrer Rolle als „Tröster-in-Chief“ nachgekommen. Obamas früherer Justizminister Eric Holder blaffte den Präsidenten darum an, „mit den verdammten Lügen aufzuhören“. Marty Dempsey, früher Generalstabschef, beglaubigte, dass sich sowohl Obama als auch Bush gemeinsam mit ihren Ehefrauen „unermüdlich“ um die Gefallenen und deren Familien gekümmert hätten.
Trump präsentiert Stabschef Kelly als Zeugen
Trump entschuldigte sich aber nicht, sondern legte nach. In einem Radio-Interview benutzte er den Tod des Sohnes seines Stabschefs, um Obama am Zeug zu flicken. Robert Kelly (29) war 2010 in Afghanistan auf eine Mine getreten. „Sie könnten General Kelly fragen, ob er einen Anruf von Obama bekommen hat“, stichelte Trump auf Fox News. Laut Medienberichten luden die Obamas das Ehepaar Kelly aber nach der Tragödie gemeinsam mit anderen Hinterbliebenen von gefallenen Soldaten ins Weiße Haus ein.
Unterdessen steht Trump selbst im Feuer. Er soll nach Angaben einer demokratischen Kongress-Abgeordneten die Witwe des im Niger gefallenen Soldaten La David Johnson am Telefon mit dem Satz abgespeist haben, ihr Mann habe „ja gewusst, worauf er sich einließ, als er sich zum Militärdienst verpflichtete“. Trotzdem, so Trump, tue es „weh“.
Trump bestritt die Vorwürfe auf Twitter als „komplett erfunden“. Dafür habe er Beweise. Welche? Das Weiße Haus teilte mit, die Konversation zwischen Präsident und Soldatenwitwe sei „privat“.
Noch dicker für Trump kam es mit dem Bericht der „Washington Post“, dass er dem Vater eines getöteten Soldaten einem Bericht zufolge 25.000 US-Dollar versprochen haben soll, dies aber nicht eingelöst habe. Trump habe ihn wenige Wochen nach dem Tod seines 22-Jährigen Sohnes in Afghanistan angerufen, sagte Chris Baldridge der „Washington Post“.
Er habe dem Präsidenten von seiner Frustration über die Hinterbliebenenzahlungen des Militärs erzählt. Trump habe daraufhin gesagt, er werde ihm einen Scheck aus seiner eigenen Tasche über 25.000 US-Dollar (rund 21-200 Euro) ausstellen. Dies sei jedoch nicht passiert.
Kritiker in US-Medien ziehen dieses Fazit: „Den Nachweis, in Krisen-Situationen aufrichtig Empathie zeigen zu können, bleibt Donald Trump weiter schuldig.“