Washington/Seoul. US-Präsident Trump und Nordkoreas Diktator Kim überziehen einander mit Drohungen. Pjöngjang plant zudem einen Atomtest über Pazifik.

US-Präsident Donald Trump hat Mitte der Woche bei der UN-Generalversammlung mit der „totalen Zerstörung Nordkoreas“ gedroht, falls das Regime in Pjöngjang im Streit über sein Atom- und Raketenprogramm nicht einlenke. Nun folgt die Replik: „Ich werde den geisteskranken, dementen US-Greis sicher und endgültig mit Feuer bändigen“, wetterte Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un am Freitag.

Trump habe ihn und sein Land „vor den Augen der Welt“ beleidigt. Daher ziehe er es nun ernsthaft in Erwägung, eine „harte Gegenmaßnahme auf höchstem Niveau in der Geschichte“ auszuüben. „Ich werde den Mann, der die Hoheit über das Oberkommando in den USA hat, für seine Rede teuer bezahlen lassen“, kündigte Kim über die staatliche Nachrichtenagentur Yonhap an. Wie das konkret aussehen könnte, verkündete sein Außenminister Ri Yong-ho kurze Zeit später. Er drohte mit der „stärksten Explosion einer Wasserstoffbombe“ – nicht unterirdisch wie bisher, sondern offen über dem Pazifik.

US-Präsident verbietet Geschäfte mit Nordkorea

Trump erreichte die ungewöhnlich scharfe Breitseite aus Fernost nach drei randvoll gepackten Tagen bei den Vereinten Nationen in New York in seinem Golf-Resort Bedminster/New Jersey. Anstatt wieder in die drängenden innenpolitischen Themen einzutauchen, im Kongress läuft gerade der x-te Versuch zur Reform der Krankenversicherung seines Vorgängers, ließ sich der 71-Jährige am frühen Freitagmorgen zu einer gleichfalls derben Replik auf die Verbalattacken des halb so alten Diktators inspirieren. Um 6.30 Uhr twitterte er an seine 38 Millionen Abonnenten: „Nordkoreas Kim Jong-un, der offensichtlich ein Irrer ist, dem es nichts ausmacht, sein Volk auszuhungern oder zu töten, wird auf die Probe gestellt werden wie nie zuvor.“

Ins Detail ging Trump anders als vor den Vereinten Nationen nicht. Der US-Präsident hatte es aber keineswegs nur bei diesem martialischen Verbalaustausch belassen, sondern bereits weitere Maßnahmen gegen Nordkorea ergriffen. Der US-Präsident ordnete am Donnerstag an, dass Banken weltweit künftig keine Geschäfte mehr mit Nordkorea abwickeln dürfen. Sollten sie sich widersetzen, würde das Auswirkungen auf die Geschäftsbeziehungen in oder mit den USA haben.

Schärfste Sanktionen, die je verhängt wurden

Jede Bank müsse sich entscheiden, sagte Trump in New York. „Geschäfte mit den USA oder Geschäfte mit Nordkorea.“ Dabei hatte der Weltsicherheitsrat bereits vor zwei Wochen die Sanktionen gegen Nordkorea erneut ausgeweitet. Es sind die inzwischen schärfsten Sanktionen, die je gegen ein Land verhängt wurden. Lobende Worte hat Trump hingegen nun für China übrig. Hatte er Anfang September die chinesische Führung in Peking noch scharf dafür kritisiert, weil sie sich nicht bereit zeigte, Nordkorea auch den Ölhahn abzudrehen, bewertete es Trump nun als „großen Fortschritt“, dass die chinesische Zentralbank begonnen habe, ihre Transaktionen mit dem Nachbarland zurückzufahren.

Der US-Präsident dankte Chinas Staatspräsidenten Xi Jinping ausdrücklich für diesen „kühnen Schritt“. Bei der UN-Generalversammlung in New York bat der chinesische Außenminister Wang Yi den einstigen Bruderstaat erneut darum, das Atomprogramm aufzugeben. „Wir rufen Nordkorea dazu auf, den gefährlichen eingeschlagenen Weg nicht weiterzuverfolgen.“

Kim droht Zündung einer Wasserstoffbombe an

In US-Medien wurde die jüngste Zuspitzung im Krieg der Worte zwischen den beiden Staatschefs mit großem Unbehagen registriert. Man dürfe nie vergessen, dass die Akteure, die sich hier einen rhetorischen „Schlagabtausch im Stil von Halbstarken“ lieferten, „die Verfügungsgewalt über gewaltige Waffenarsenale besitzen“, sagte eine Analystin dem Sender MSNBC. Große Sorgen bereitet Experten die angedrohte Zündung einer Wasserstoffbombe über dem Pazifik. Eine solche Machtdemonstration habe es seit fast 40 Jahren nicht gegeben.

Der radioaktive Fallout könne schwere Konsequenzen für Atmosphäre und Fischbestände haben, sagte David Albright vom Institut für Wissenschaft und Sicherheit in Washington. Bei technischen Problemen könnten Länder wie Japan in Mitleidenschaft gezogen werden. Für die internationale Staatengemeinschaft wäre ein solcher Akt möglicherweise ein „Wendepunkt“ in der Risikobewertung eines militärischen Angriffs, um Nordkoreas Nuklearkapazitäten präventiv auszuschalten.

Pläne für Nordkoreas Atomtest liegen längst bereit

So unheilvoll auch Nordkoreas Drohung eines Wasserstoffbombentests klingt – Experten halten diesen Schritt für logisch. Die unterirdischen Atomtests seien bereits erfolgreich gewesen, Abschüsse von ballistischen Interkontinentalraketen habe es ebenfalls schon gegeben. Um zu beweisen, dass die Raketen auch mit atomaren Sprengköpfen abgeschossen werden können, müsse Nordkorea nun beides kombinieren, sagt Yang Uk, Experte des koreanischen Verteidigungs- und Sicherheitsforums in Seoul.

Es könne sein, dass Nordkorea blufft, sagt Yang. Er vermutet jedoch, dass diese Pläne längst vorbereitet seien. Trumps Äußerungen würden nun bloß als Rechtfertigung herangezogen. Will Nordkorea bei dem Test keine Menschenleben gefährden, müsste das Regime vorab mitteilen, wo genau der Test erfolgen würde. Auf dem Pazifik herrscht reger Schiffsverkehr. Den letzten Abschuss einer nuklear bestückten Rakete hatte China 1980 zu Testzwecken unternommen. Eine weltweite Übereinkunft verbietet oberirdische Atomtests.