Washington/Havanna. Mehrere US-Diplomaten in Kuba erleiden rätselhafte Gehörerkrankungen. Die US-Regierung vermutet gezielte Attacken. Jetzt reagiert sie.

Nach mysteriösen Erkrankungen amerikanischer Diplomaten in Kuba zieht die US-Regierung mehr als die Hälfte ihres Botschaftspersonals von der Insel ab. Die Botschaft in Havanna solle offen bleiben, allerdings würden dort keine gewöhnlichen Visa mehr ausgestellt, erklärten Regierungsvertreter am Freitag, die nicht namentlich zitiert werden wollten. Das Außenministerium warnte US-Bürger zudem vor Reisen nach Kuba.

Die Regierung in Washington reagiert damit auf Erkrankungen mehrerer Botschaftsmitarbeiter, hinter denen sie gezielte Angriffe vermutet. Die Beziehungen beider Länder hatten sich dadurch wieder verschlechtert. Außenminister Rex Tillerson ging sogar so weit, mit der Schließung der diplomatischen Vertretung zu drohen, die erst 2015 wiedereröffnet worden war.

Opfer haben teilweise Gehör dauerhaft verloren

In den vergangenen Monaten hatten mehrere Botschaftsmitarbeiter in Havanna Gehörerkrankungen erlitten. Vermutungen gehen dahin, dass sie absichtlich Schall ausgesetzt waren. Die kubanische Regierung bestritt, etwas mit den Vorfällen zu tun zu haben.

Nach Darstellung des US-Außenministeriums wurden die ersten Fälle Ende 2016 bekannt. Mindestens 21 Menschen erkrankten demnach. Einige der Betroffenen hätten dauerhaft ihr Gehör verloren, erklärte ein Vertreter des Außenministeriums am Freitag. Andere Symptome seien Tinnitus, Kopfschmerzen, Schwindel und Schlafstörungen gewesen.

Trump erwägt offizielle Reisewarnung an US-Bürger

Die Regierung von Präsident Donald Trump wollte am Freitag auch eine offizielle Reisewarnung herausgeben. Bislang sei zwar nur diplomatisches Personal betroffen gewesen, allerdings hätten sich einige der Attacken in Hotels ereignet, sagte der Mitarbeiter aus dem Außenministerium. Es sei daher nicht möglich, für die Sicherheit von US-Bürgern zu garantieren.

Die USA und Kuba hatten sich in den vergangenen Jahren eigentlich wieder angenähert. Unter Trumps Vorgänger Barack Obama leiteten beide Regierungen eine Wende in ihrem jahrzehntelang zerrütteten Verhältnis ein. Im Sommer 2015 nahmen sie wieder diplomatische Beziehungen auf.

Trump nennt Führung in Havanna „brutales Regime“

Trump aber hatte die Politik Obamas immer wieder kritisiert. Im Juni schränkte er die Reisevorschriften für US-Bürger für den Inselstaat wieder ein. Die sozialistische Führung in Havanna bezeichnete er als „brutales Regime“.

Die kubanische Regierung warnte daraufhin vor einem Rückfall in die Zeiten des Kalten Krieges. Außenminister Bruno Rodriguez erklärte in der vergangenen Woche in einer Rede vor den Vereinten Nationen, Trump fehle jegliche moralische Autorität. (dpa)