Berlin. Merkel hat den Journalisten beim TV-Duell wenig Freiheiten gelassen. Herausforderer Schulz kritisiert: „Korsetts passen mir nicht.“

Sie nennt es „bewährt“, er nennt es „starr“. Nicht nur bei politischen Positionen sind sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz uneins – auch was die Form des TV-Duells am Sonntag (20.15 Uhr) angeht, haben die Kontrahenten unterschiedliche Meinungen.

Während Merkel die von ihr durchgesetzten restriktiven Regeln am Freitag verteidigte, kritisierte Schulz erneut, dass Merkel ein von den TV-Sendern vorgeschlagenes lockeres Diskussionsformat zwischen den Kandidaten verhindert und am üblichen Frage-Antwort-Ritual festgehalten habe.

Kein Publikum, wenig Spielraum für Moderatoren

„Das will Frau Merkel nicht, sie will das starre Korsett“, sagte Schulz in Berlin. Er lasse sich davon nicht beeindrucken: „Diejenigen, die mich kennen, wissen, Korsetts passen mir nicht. Und ich ziehe die auch nicht an.“

Wende oder nicht?

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    Mit einigen Spielregeln wird sich Schulz aber wohl schlicht abfinden müssen. So wird kein Publikum im Studio zugelassen sein und die Moderatoren wenig Freiheiten haben, das Duell anders als gewöhnlich zu gestalten. „Es gibt eine seit 2009 und 2013 bewährte Form der Sendung, die auch dieses Mal wieder angewendet wird“, sagte Merkel dem Magazin „Der Spiegel“.

    ZDF-Chef sieht „Einigung unter Erpressung“

    Kritik kommt aber nicht nur vom Herausforderer. Der ehemalige ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender hatte der Kanzlerin ebenfalls im „Spiegel“ eine „Einigung unter Erpressung“ vorgeworfen. „Das Kanzleramt verlangt ein Korsett für die Kanzlerin, in dem sie sich nicht bewegen muss. Und zugleich eines für Schulz, in dem er sich nicht bewegen darf“, so Brender: „Als Fernsehformat ist das eine Missgeburt.“

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    Merkel verwies darauf, dass auch ein Politiker immer die Freiheit habe zu entscheiden, „ob er oder sie eine Einladung in eine Sendung annimmt oder nicht“. Dass sie die vorgeschlagenen Neuerungen zurückgewiesen habe, sei kein Angriff auf die Pressefreiheit.

    Martin Schulz gibt sich vor TV-Duell gelassen

    Fast zwei Drittel der Deutschen sind der Meinung, dass die Kanzlerin als Siegerin aus dem TV-Duell hervorgeht. Nur 17 Prozent erwarten, dass Schulz eine bessere Figur machen wird.

    Geht Schulz, dessen SPD drei Wochen vor der Wahl weit hinter der Union zurückliegt, deshalb mit erhöhtem Puls in das Duell? „Blutdruck ist einwandfrei!“, sagt er.

    (cho/dpa)