Nach den Anschlägen in ganz Europa ist klar: Es gibt keine absolute Sicherheit. Doch Freiheit darf nicht der Angst geopfert werden.

Es gibt kaum eine Stadt in Europa, die das Lebensgefühl der Leichtigkeit, das friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen und demokratische Stabilität so sehr unter einen Hut bekommt wie Barcelona. Die Straßencafés versprühen den Charme des Südens, die Wirtschaft floriert. Vom Hausberg der katalonischen Metropole aus sieht man das silbrig glitzernde Mittelmeer, das die Römer einst „Mare Nostrum“, unser Meer, nannten. Kein Wunder, dass 2016 eine zweistellige Millionenzahl an Touristen die Stadt besuchte. Sie ist so etwas wie ein Leuchtturm für westliche Werte und Lebensfreude.

Daher ist es kein Zufall, dass die Attentäter von Barcelona und Cambrils in diesem Landstrich ihre Terrorattacken verübten. Sie suchten sich Zentren des spanischen Fremdenverkehrs aus. Sie wollten den Staat treffen, indem sie dessen wichtigste Einnahmequelle beschädigen. Aber es ging ihnen auch darum, der freiheitlichen Gesellschaft und deren Grundstatik einer sozialen Balance einen Schlag zu versetzen. Orte, an denen man Spaß hat, und Wohlfühloasen sind den islamistischen Hasskriegern ein Dorn im Auge.

Jeder ist ein mögliches Ziel

So war es am 19. Dezember 2016 in Berlin, als der Terrorist Anis Amri mit seinem Lastwagen in den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz raste und zwölf Menschen tötete. So war es am 14. Juli an der Strandpromenade von Nizza, als fröhlich feiernde Menschen von einem Lkw umgemäht wurden. Die traurige Erkenntnis: Es gibt keine absolute Sicherheit. Barcelona ist überall. Jeder bietet eine potenzielle Zielscheibe für den Terror – an jedem Ort. Selbst in der südwestfinnischen Stadt Turku, weitab der heißen weltpolitischen Konflikte haben am Freitag ein Mann oder mehrere Attentäter Menschen mit einem Messer angegriffen.

So grausam der Terror unsere Zeit erschüttert, so menschenverachtend islamistische Massenverbrecher zuschlagen: Die westlichen Gesellschaften werden sich den Scharia-Fetischisten nicht beugen. Vorsicht, ja. Jeder hat seinen persönlichen Gefahrenkompass, welche Konzerte, Theateraufführungen oder Fußballspiele er besuchen will. Aber ein Überwachungsstaat, der die Freiheit des Einzelnen kaputtreglementiert, wäre die falsche Konsequenz. Es wäre ein bitterer Triumph für die finsteren Apologeten des Terrors, wenn sie die Errungenschaften der Aufklärung zurückdrehen könnten.

Bei der Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden hakt es

Und dennoch: Mit wohlfeilen politischen Sonntagsreden, die pflichtschuldig moralische Breitseiten gegen den zynischen Terror abfeuern, ist es nicht getan. Die westlichen Gesellschaften müssen sich noch mehr schützen. Bei der Zusammenarbeit der Nachrichtendienste und der Polizei hakt es noch. Nach verschiedenen Medienberichten hat der US-Auslandsgeheimdienst CIA die spanischen Sicherheitskräfte bereits vor zwei Monaten gewarnt, dass die Flaniermeile Las Ramblas in Barcelona Ziel eines Anschlags werden könnte.

Auch bei der Überwachung der sozialen Netzwerke gibt es Nachholbedarf. Auf digitalen Plattformen wie Facebook können die Rekrutierungsspezialisten der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) noch zu sehr schalten und walten. Hier müssen die Regierungen zwischen Washington, Madrid oder Berlin noch mehr Daten austauschen und die Cyber-Polizei-Einheiten aufstocken.

Kein Platz für Islamisten

Schließlich: Keine Toleranz für Islamisten. Hassprediger, Menschen, die im Verdacht stehen, jederzeit einen Anschlag begehen zu können – sogenannte Gefährder –, haben keinen Platz in den freiheitlichen Gesellschaften des Westens. Die juristischen Möglichkeiten der vorbeugenden Inhaftierung und der Abschiebung müssen bis zum Anschlag ausgereizt werden.