Paris. Die Polizei hat einen Mann gefasst, der die Auto-Attacke in einem Pariser Vorort verübt haben soll. Zuvor kam es zu einer Schießerei.
„Eine abscheuliche Aggression!“ Es war Patrick Balkany, Bürgermeister des Pariser Vororts Levallois-Perret, der am Mittwoch als erster den Verdacht aussprach, dass Frankreich erneut das Opfer eines Terroranschlags geworden sein könnte. Um acht Uhr am Morgen war im Zentrum seiner Gemeinde ein schwarzer BMW in eine Soldatengruppe gerast und hatte drei Soldaten schwerer sowie drei weitere leicht verletzt.
Dass es sich nicht um einen Unfall sondern um einen vorsätzlichen Angriff handelte, stand rasch fest. Augenzeugenberichte und die Bilder einer Überwachungskamera belegen, dass der Täter den Soldaten in seinem unweit einer Kaserne geparkten Auto ganz offensichtlich aufgelauert hat.
Behörden lösten umgehend Fahndung aus
Als die sechs Infanteristen aus dem Gebäude treten, um ihr Patrouillen-Fahrzeug zu besteigen, lässt er den Motor an und steuert erst langsam, dann urplötzlich nachhaltig beschleunigend geradewegs auf sie zu. Nachdem er sowohl die Soldaten als auch deren Wagen gerammt hat, ergreift der Unbekannte sofort die Flucht.
Da Levallois-Perret lediglich sechs Kilometer nordwestlich der Seinemetropole liegt, lösen die Behörden umgehend eine Fahndung im gesamten Pariser Großraum aus. Die geographisch ständig ausgeweitete Suche nach dem schwarzen BMW führt am frühen Nachmittag auf einer Autobahn in Nordfrankreich zum Erfolg.
Fahrer soll Behörden nicht bekannt gewesen sein
Bei dem gefährlichen Versuch, das Fluchtfahrzeug zu stoppen, wurde der Fahrer durch fünf Schüsse schwer verletzt. Laut ersten Informationen soll es sich um einen 37-jährigen Mann handeln, der weder den Diensten noch der Polizei bekannt war.
Obwohl es zunächst keine Erkenntnisse über die Hintergründe des Angriffs gab, zog die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft die Ermittlungen bereits am Vormittag an sich. Beinahe zeitgleich reagierte Verteidigungsministerin Florence Parly. Sie verurteilte den „niederträchtigen Anschlag“, der jedoch auf keinen Fall die Entschlossenheit der Soldaten in ihrem Einsatz zum Schutz der Franzosen erschüttern könne.
Keiner der Verletzten in Lebensgefahr
Parly und Innenminister Gerard Colomb, die noch am Mittwochmorgen im Elysée-Palast an einer Sitzung zur Sicherheitslage des Landes teilgenommen hatten, eilten gegen Mittag in die beiden Pariser Militärkrankenhäuser, wo die verletzten Soldaten versorgt werden.
Die sechs Angehörigen des 35. Infanterieregiments, von denen keiner in Lebensgefahr schwebt, zählen zu jenen 10.000 Soldaten, die im Rahmen der Anti-Terror-Operation „Sentinelle“ (Wachtposten) landesweit an der Sicherung öffentlicher Plätze und Einrichtungen, Bahnhöfe, Flughäfen, Grenzen, Touristenmeilen und Stränden teilnehmen.
Nach einer beispiellosen islamistischen Terrorserie mit fast 240 Toten, die im Januar 2015 mit den blutigen Anschlägen auf die Redaktion der Satirezeitung „Charlie Hebdo“ und einen jüdischen Supermarkt in Paris begann, haben die Franzosen lernen müssen, mit der ständigen Attentatsbedrohung zu leben. Bereits vier Mal ist der seit dem November 2015 herrschende Ausnahmezustand wegen der anhaltenden, offiziell als „enorm hoch“ eingestuften Terrorgefahr verlängert worden.
Die Welt trauert um die Opfer von Nizza
Soldaten und Polizisten immer wieder Zielscheibe
Durch ihre massive Präsenz und wegen ihrer Rolle als Repräsentanten des Staates sind gerade Polizisten, Gendarmen und Soldaten in den letzten zweieinhalb Jahren immer wieder Zielscheibe der terroristischen Attacken gewesen.
Zuletzt waren im Februar vier Soldaten im Eingangsbereich des Louvre von einem mit einer Machete bewaffneten Ägypter angegriffen worden, im März fand ein Mann am Pariser Flughafen Orly bei einer Attacke auf patrouillierende Soldaten den Tod und Ende April eröffnete ein Islamist mitten auf den Champs-Elysée das Feuer auf einen Mannschaftswagen der Polizei und tötete einen der Ordnungshüter.
Auch der offenbar geistesgestörte Student, der erst am Samstag am Eiffelturm ein Messer zückte und „Allah ist groß“ schrie, erklärte nach seiner umgehenden Verhaftung, dass er einen Soldaten erstechen wollte.