Washington. Die Mauer an der Grenze zu Mexiko war eins von Donald Trumps zentralen Wahlkampfversprechen. Nun soll sie deutlich kürzer werden.

Unter den populistischen Wahlkampfversprechen Donald Trumps war der Bau eines unüberwindbaren Grenzwalls zu Mexiko das mit Abstand lauteste. Um Drogen, Kriminelle und illegale Einwanderer fernzuhalten, sagte der amerikanische Präsident regelmäßig, sei eine bis zu 15 Meter hohe Mauer entlang der 3200 Kilometer langen Grenzlinie zum südlichen Nachbarn unverzichtbar.

Zweifel an der technischen und finanziellen Machbarkeit des auf 20 Milliarden bis 70 Milliarden Dollar taxierten Bauvorhabens wies der New Yorker Immobilienunternehmer gegenüber seinen Anhängern regelmäßig zurück: „Lasst euch von der Lügenpresse nichts erzählen. Die Mauer wird gebaut. Und Mexiko wird dafür bezahlen.“ Wohl kaum.

Jetzt spricht Trump von einer „transparenten Stahlkonstruktion“

Gegenüber Reportern hat Trump jetzt eine Tonlage angeschlagen, die de facto einer 180-Grad-Wende gleichkommt. Anstatt durchgängig, soll die Grenze zu Mexiko nur auf etwa einem Drittel der Länge baulich abgesichert werden. Und das nicht mit einem Wall. Sondern mit Hilfe einer transparenten Stahlkonstruktion.

Schließlich müssten die Beamten der „US Border Patrol“ erkennen können, wenn etwa auf der mexikanischen Seite Mitglieder der Kartelle 30 Kilogramm schwere Säcke mit Drogen über die Mauer werfen würden. „So verrückt das klingt“, sagte Trump auf dem Flug nach Paris an Bord der Air Force One, „wenn Dich die Dinger am Kopf treffen, dann ist es vorbei.“

Bleibt jetzt doch alles beim Alten?

Dass Trump sein umstrittenes Prestigeprojekt drastisch eingedampft hat, erklärt der Commander-in-Chief vor allem mit der Topographie. Weite Teile zwischen den USA und Mexiko seien abgelegenes Niemandsland, das nicht extra gesichert werden müsse. „Wir haben Berge. Und wir haben Flüsse, die brutal und böse sind.“ Was übrig bleibt, beschreibt Trump als einen Korridor von etwas über 1000 Kilometer Länge.

Interessant: Bereits heute steht auf rund 1000 Kilometer Grenze das, was Trump in eigenen Worten neuerdings als erstrebenswert bezeichnet: „eine Stahlmauer mit Öffnungen“. Mit anderen Worten: ein rostbrauner Zaun. Bleibt also womöglich alles beim Alten?

Manche konservative Organisatoren sind enttäuscht

Konservative Organisationen, die Trumps Grenz-Politik im Wahlkampf vehement unterstützten, zeigten sich über den Rückzieher irritiert. „Wir wollen die Mauer, wir brauchen die Mauer“, sagten Vertreter von Gruppen wie der „Federation for American Immigration Reform“, die Amerika von seinen südlichen Nachbarn abschotten und vor allem die Einwanderung stark beschneiden wollen.

Im Lager der republikanischen Partei wurde der neue Akzent Trumps dagegen nach dem Motto „Willkommen in der Realität“ aufgenommen. Einflussreiche Senatoren wie Lindsey Graham hatten bereits im Frühjahr kategorisch festgestellt, dass es niemals einen durchgängigen Grenzwall geben werde – „zu teuer, nicht praktikabel“. Trumps Mauerpläne müssten vielmehr als „Metapher für eine bessere Grenzsicherung“ verstanden werden.

Dahinter stehen vor allem finanzielle Erwägungen. Der Kongress ziert sich seit Monaten, das Mindest-Budget für die Mauer (zirka 20 Milliarden Dollar) im Staatshaushalt unterzubringen. Bisher sind gerade einmal 1,6 Milliarden Dollar vorgesehen. Und selbst die sind noch nicht sicher.