Berlin. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ist zu Gast in Berlin. Die Bundeskanzlerin mahnt Israel, an der Zwei-Staaten-Lösung festzuhalten.

Die Schaffung eines friedlichen palästinensischen Staates an der Seite Israels ist nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trotz aller Rückschläge immer noch der beste Weg, den Nahost-Konflikt zu beenden. „Ich sehe nach wie vor keine vernünftige Alternative für das Ziel einer Zwei-Staaten-Lösung“, sagte die Kanzlerin am Freitag bei einem Treffen mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Berlin.

Die palästinensische Autonomieregierung war im Februar aufgeschreckt worden, nachdem US-Präsident Donald Trump erklärt hatte, ein unabhängiger Palästinenserstaat an der Seite Israels sei nicht die einzig mögliche Lösung für den seit 1948 andauernden Konflikt.

Merkel warnt vor „Erosion der Zwei-Staaten-Lösung“

Palästinenserpräsident Abbas beklagte bei seinem Deutschland-Besuch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit der Palästinenser im Westjordanland.
Palästinenserpräsident Abbas beklagte bei seinem Deutschland-Besuch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit der Palästinenser im Westjordanland. © dpa | Roland Holschneider

Merkel betonte, der Ausbau der jüdischen Siedlungen im Westjordanland führe auf lange Sicht zu einer „Erosion der Zwei-Staaten-Lösung“. Israels Zukunft als „ein jüdischer und ein demokratischer Staat“ sei auf diesem Weg nicht zu erhalten, warnte die Kanzlerin. An die Adresse der Palästinenser sagte Merkel, wenn diese Frieden wollten, sei es falsch, Israel in internationalen Gremien, „einseitig anzuprangern“.

Abbas, der demnächst zu einem ersten Besuch bei der neuen US-Regierung in Washington erwartet wird, dankte Merkel für die materielle, politische und moralische Unterstützung Deutschlands für Palästina. Man habe beim institutionellen Aufbau schon viel erreicht. Abbas sprach sich für den Ausbau der bilateralen Beziehungen aus. Palästina stehe an der Seite Deutschlands bei der Bekämpfung des Terrorismus.

Palästinenser wünschen sich Deutschland als Vermittler

Der Palästinenserpräsident hatte sich bereits am Vorabend für eine aktivere Rolle Deutschlands im Nahost-Friedensprozess ausgesprochen. Bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung sagte er, Deutschland habe gute Beziehungen zu Israel und den Palästinensern und könne deshalb eine Vermittlerrolle einnehmen.

Die Friedensbemühungen liegen seit Jahren am Boden. Zuletzt hatte sich der frühere US-Außenminister John Kerry intensiv um eine Verhandlungslösung zwischen Israelis und Palästinensern auf Basis der Zwei-Staaten-Lösung bemüht. Die Gespräche scheiterten 2014.

Israels Botschafter ruft zu erneuten Verhandlungen auf

Israels Botschafter in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman, ruft die Palästinenser zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf.
Israels Botschafter in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman, ruft die Palästinenser zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. © imago stock&people | imago stock&people

Abbas wertete den fortgesetzten Bau jüdischer Siedlungen im Westjordanland als Indiz für eine faktische Abkehr Israels von der Zwei-Staaten-Lösung. Er fragte: „Warum setzt Israel den Bau der Siedlungen fort?“ Sollten die völkerrechtswidrigen Siedlungen weiter ausgebaut werden, bleibe kein Platz mehr für einen palästinensischen Staat an der Seite Israels. An die Adresse Israels sagte er: „Wollen sie etwa nur einen Staat? Wir wollen nicht nur einen Staat.“

Der israelische Botschafter in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman, sagte der „Nordwest-Zeitung“ am Freitag: „Wir sind nicht gegen die Zwei-Staaten-Lösung.“ Die Palästinenser sollten endlich an den Verhandlungstisch zurückkehren, ohne Vorbedingungen zu stellen.

Abbas beklagt eingeschränkte Bewegungsfreiheit

Abbas beklagte, die wirtschaftliche Entwicklung im Westjordanland werde von Israel behindert. „Auf 60 Prozent unseres Bodens können wir uns nicht frei bewegen“, sagte er. „Wir können nicht einmal einen Stein setzen oder einen Baum pflanzen auf diesem Boden.“ (dpa)