Hildesheim. Im „Islamkreis Hildesheim“ treffen sich radikale Islamisten aus ganz Deutschland. Seit Dienstagfrüh läuft eine Razzia gegen den Verein.

Die Polizei ist am frühen Dienstagmorgen mit einer groß angelegten Razzia gegen die salafistische Szene in Hildesheim vorgegangen. Hintergrund sei ein vom niedersächsischen Innenministerium erlassenes Vereinsverbot gegen den „Deutschsprachigen Islamkreis Hildesheim e.V.“ (DIK), teilte das Ministerium mit.

Bei der Polizeiaktion, die am Dienstag gegen sechs Uhr begann, waren etwa 370 Einsatzkräfte beteiligt. Es wurden die Moschee-Räume des DIK sowie die Wohnungen von acht führenden Mitgliedern des Vereins in Stadt und Landkreis Hildesheim durchsucht. Ob dabei Beweismittel sichergestellt wurden, wurde zunächst nicht bekannt.

„Hotspot der radikalen Salafistenszene in Deutschland “

© dpa | Holger Hollemann

„Mit dem Vereinsverbot wurde ein Hotspot der radikalen Salafistenszene in Deutschland zerschlagen“, sagte Innenminister Boris Pistorius (SPD). Dem Hildesheimer Verein wird vorgeworfen, Muslime radikalisiert und zur Teilnahme am Dschihad in Kampfgebieten motiviert zu haben.

Die Aktion habe sich nicht gegen die vielen, friedlich in Deutschland lebenden Muslime gerichtet, sagte Pistorius. Sie zielte auf „verblendete Fanatiker, die diese Weltreligion für ihre Zwecke missbrauchen und Terrororganisationen wie den selbsternannten Islamischen Staat (IS) und dessen menschenverachtende Ziele unterstützen“, wie der Minister sagte.

Auch Berlin-Attentäter Amri verkehrte beim DIK

Der DIK war bereits im vergangenen Jahr Ziel einer Durchsuchungsaktion gewesen. Die Auswertung der damals sichergestellten Beweismittel habe den Verdacht bestätigt, dass Muslime im DIK Hildesheim in konspirativer Art und Weise zielgerichtet radikalisiert wurden, sagte ein Ministeriumssprecher. Sie seien dazu bewegt worden, in das Kriegsgebiet nach Syrien beziehungsweise den Irak auszureisen und sich dort dem IS anzuschließen.

Auch der Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt, Anis Amri, hatte sich in salafistischen Kreisen in Hildesheim aufgehalten. Details zum Vereinsverbot und der Polizeiaktion sollen am Dienstagmittag bei einer Pressekonferenz im niedersächsischen Innenministerium in Hannover bekannt gegeben werden. (dpa)