Berlin. Tage nach dem Anschlag in Berlin haben manche noch keine Gewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen. Ihre Hoffnung schwindet.

Der Mann liegt schwer verletzt im Krankenhaus, Nachricht von seiner Frau gab es tagelang nicht: Während sich die Diskussion in der Öffentlichkeit auf die Suche nach dem Täter konzentriert, sind einige Eltern, Ehepartner und Kinder noch im Ungewissen über das Schicksal geliebter Menschen.

Bei manchen Toten werden erst DNA-Abgleiche letzte Gewissheit geben. Bei fünf der Todesopfer des Anschlags auf einen Berliner Weihnachtsmarkt stand die Identität am Mittwoch noch nicht fest. Die Bundesanwaltschaft machte auf Anfrage zunächst keine Angaben, wann sie mit Ergebnissen rechnet.

Sieben Tote zweifelsfrei identifiziert

Sehr früh wurde die Identität eines Opfers bekannt – des polnischen Lkw-Fahrers, der offenbar im Führerhaus erschossen worden ist. Einen 17-Jährigen Sohn hatte er, für den Mann hätte es die letzte Fahrt vor ein paar Tagen Weihnachtsurlaub sein sollen. Auch bei sechs weiteren Toten wissen die Behörden, wer sie waren; fünf von ihnen waren Deutsche.

Traurige Gewissheit gab es jetzt auch für einen Israeli, der nach dem Anschlag in einem Berliner Krankenhaus behandelt wird und bis zuletzt um seine Frau bangte. Ihren Tod bestätigte am Donnerstag ein Sprecher des israelischen Außenministeriums. Die israelische Botschaft kümmere sich um die Überführung der Leiche in die Heimat. Die Frau war mit ihrem Mann auf dem Weihnachtsmarkt gewesen und nach dem Anschlag am Montagabend als vermisst gemeldet worden.

Aber es gibt auch noch die, die bangen. Ein 40-Jähriger aus dem Kreis Neuss liegt mit Beckenbrüchen im Krankenhaus, seine Mutter wird noch vermisst. Die dortige Kreispolizeibehörde bestätigte einen Bericht der „Rheinischen Post“ am Mittwoch. Man sei im Kontakt mit dem BKA.

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      Zwei der Toten waren aus Brandenburg nach Berlin gekommen und starben bei dem Anschlag. Es handele sich um einen 32 Jahre alten Mann aus Brandenburg an der Havel und um eine 53-jährige Frau aus dem Landkreis Dahme-Spreewald, teilte das brandenburgische Innenministerium in Potsdam am Mittwoch mit.

      Die Ermittler haben sehr konkrete Anhaltspunkte, wer die fünf bisher nicht identifizierten Toten sind, heißt es aus Sicherheitskreisen. Aber die Identifizierung sei zum Teil sehr kompliziert, hatte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) bereits gesagt. Die Umstände des Falles mit Menschen, die durch einen mit Stahlträgern beladenen Sattelschlepper zu Tode gekommen sind, machen es den Behörden schwer.

      Suche nach Italienerin

      Bis zur Bestätigung werde er hoffen, sagt der Vater einer jungen Italienerin der Agentur Ansa . „Aber ich mache mir keine Illusionen.“ Ganz Italien bewegt die Suche nach einer 31-Jährigen. Ihr Handy wurde am Breitscheidplatz gefunden, sie selbst gilt offiziell als vermisst. Die Mutter und der Bruder der Vermissten sind nach Berlin geflogen, ihre DNA wird zur Identifizierung benötigt. Eigentlich wollte die junge Frau am Donnerstag zu ihrer Familie fliegen.

      Die Eltern hatten bereits in der Nacht zu Dienstag Kontakt mit den Behörden aufgenommen, wie der Vater sagte. Um 1.30 Uhr in der Nacht habe er eigentlich schon gewusst, was mit seiner Tochter geschehen sei.

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        Ihr Cousin veröffentlichte dennoch am Dienstag einen Suchaufruf auf Twitter. Auf dem Kurznachrichtendienst gibt es auch ein Profil der Vermissten, ein Tweet von ihr vom März wird jetzt wieder aufgegriffen. Man solle nicht Einwanderung mit Terrorismus gleichsetzen, schrieb sie da mit dem Link zu einem entsprechenden Artikel.

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          Ihr Fall befeuert in Italien auch die Debatte über die Perspektiven junger Menschen. Sie hatte für sich keine gesehen, war deshalb zunächst nach Wien und dann nach Berlin gegangen, wo sie italienischen Medienberichten zufolge seit 2013 lebte, aus und über die Stadt für ein italienischsprachiges Blog Beiträge schrieb. (law/dpa)

          Trauer um Opfer des Anschlags von Berlin

          Nur wenige Stunden nach dem Anschlag: Nahe des Weihnachtsmarkts an der Berliner Gedächtniskirche, in den ein Lkw gerast war und dabei mehrere Menschen tötete, legten Trauernde erste Blumen nieder.
          Nur wenige Stunden nach dem Anschlag: Nahe des Weihnachtsmarkts an der Berliner Gedächtniskirche, in den ein Lkw gerast war und dabei mehrere Menschen tötete, legten Trauernde erste Blumen nieder. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
          Der Morgen danach in der Nähe des Tatorts: „Ich bin Berlin – für mehr Menschlichkeit & Mitgefühl“, steht auf dem Zettel.
          Der Morgen danach in der Nähe des Tatorts: „Ich bin Berlin – für mehr Menschlichkeit & Mitgefühl“, steht auf dem Zettel. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
          Viele Menschen bekundeten ihre Trauer auf dem Platz vor der Gedächtniskirche.
          Viele Menschen bekundeten ihre Trauer auf dem Platz vor der Gedächtniskirche. © REUTERS | PAWEL KOPCZYNSKI
          Auch Schilder an den Straßen nahe der Gedächtniskirche erinnerten am Dienstag an den Anschlag vom Vorabend.
          Auch Schilder an den Straßen nahe der Gedächtniskirche erinnerten am Dienstag an den Anschlag vom Vorabend. © dpa | Michael Kappeler
          Diese Frau betet für die Opfer der Todesfahrt. Zwölf Menschen waren am Montagabend ums Leben gekommen, viele weitere wurden schwer verletzt.
          Diese Frau betet für die Opfer der Todesfahrt. Zwölf Menschen waren am Montagabend ums Leben gekommen, viele weitere wurden schwer verletzt. © REUTERS | PAWEL KOPCZYNSKI
          „Das Licht ist stärker als die Dunkelheit“, steht auf dem Plakat, das dieser Passant in der Nähe des Anschlagsorts befestigt.
          „Das Licht ist stärker als die Dunkelheit“, steht auf dem Plakat, das dieser Passant in der Nähe des Anschlagsorts befestigt. © dpa | Rainer Jensen
          An allen Ecken der Schutzplane, die um den Anschlagsort aufgespannt wurde, legten die Menschen Blumen und Kerzen nieder.
          An allen Ecken der Schutzplane, die um den Anschlagsort aufgespannt wurde, legten die Menschen Blumen und Kerzen nieder. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
          „In uns lebt ihr weiter“, steht auf einem Zettel, den jemand nahe des Anschlagsorts zusammen mit Kerzen niedergelegt hat.
          „In uns lebt ihr weiter“, steht auf einem Zettel, den jemand nahe des Anschlagsorts zusammen mit Kerzen niedergelegt hat. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
          Ein Moment des Innehaltens mitten in der Rush Hour. Eine Frau und ein Mann stehen vor der Gedächtniskirche und gedenken der Opfer.
          Ein Moment des Innehaltens mitten in der Rush Hour. Eine Frau und ein Mann stehen vor der Gedächtniskirche und gedenken der Opfer. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
          Die brandenburgische Fahne weht in Potsdam auf Halbmast Für den Dienstag ordnete Innenminister Thomas de Maizière für das gesamte Land Trauerbeflaggung an.
          Die brandenburgische Fahne weht in Potsdam auf Halbmast Für den Dienstag ordnete Innenminister Thomas de Maizière für das gesamte Land Trauerbeflaggung an. © dpa | Ralf Hirschberger
          In der Gedächtniskirche zünden Menschen Kerzen des Gedenkens an.
          In der Gedächtniskirche zünden Menschen Kerzen des Gedenkens an. © REUTERS | PAWEL KOPCZYNSKI
          Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller trägt sich in der Gedächtniskirche in Berlin in das Kondolenzbuch für die Opfer des Anschlags ein.
          Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller trägt sich in der Gedächtniskirche in Berlin in das Kondolenzbuch für die Opfer des Anschlags ein. © dpa | Maurizio Gambarini
          Auch die Fahnen vor dem Reichstag wehen am Tag nach dem Anschlag auf Halbmast.
          Auch die Fahnen vor dem Reichstag wehen am Tag nach dem Anschlag auf Halbmast. © dpa | Paul Zinken
          Den ganzen Tag über suchten Menschen den Weg zur Gedächtniskirche, um Blumen und Kerzen niederzulegen.
          Den ganzen Tag über suchten Menschen den Weg zur Gedächtniskirche, um Blumen und Kerzen niederzulegen. © Getty Images | Michele Tantussi
          Eine der vielen Botschaften, die auf Zetteln und Plakaten am Anschlagsort zu lesen sind: „Kriege führen zu mehr Terrorismus – Terrorismus verletzt ausnahmslos alle Menschen“.
          Eine der vielen Botschaften, die auf Zetteln und Plakaten am Anschlagsort zu lesen sind: „Kriege führen zu mehr Terrorismus – Terrorismus verletzt ausnahmslos alle Menschen“. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
          Europa sendet ein Zeichen der Solidarität: Die Fahnen vor dem Gebäude der EU-Kommission hängen auf Halbmast.
          Europa sendet ein Zeichen der Solidarität: Die Fahnen vor dem Gebäude der EU-Kommission hängen auf Halbmast. © dpa | Olivier Hoslet
          Bundespräsident Joachim Gauck äußerte sich am Dienstagnachmittag im Schloss Bellevue zum Anschlag in Berlin:  „Der Hass der Täter wird uns nicht zu Hass verführen“, sagte Gauck.
          Bundespräsident Joachim Gauck äußerte sich am Dienstagnachmittag im Schloss Bellevue zum Anschlag in Berlin: „Der Hass der Täter wird uns nicht zu Hass verführen“, sagte Gauck. © dpa | Bernd von Jutrczenka
          Eine Blume steht im Foyer des brandenburgischen Landtages neben dem Kondolenzbuch für die Opfer des Anschlages.
          Eine Blume steht im Foyer des brandenburgischen Landtages neben dem Kondolenzbuch für die Opfer des Anschlages. © dpa | Ralf Hirschberger
          Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) besuchte zusammen mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD) am Dienstagnachmittag den Anschlagsort.
          Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) besuchte zusammen mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD) am Dienstagnachmittag den Anschlagsort. © dpa | Michael Kappeler
          Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in stillem Gedenken an die Opfer.
          Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in stillem Gedenken an die Opfer. © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
          Die Kanzlerin zeigt sich beim Trauergottesdienst in der Gedächtniskirche am Dienstagnachmittag sichtlich bewegt.
          Die Kanzlerin zeigt sich beim Trauergottesdienst in der Gedächtniskirche am Dienstagnachmittag sichtlich bewegt. © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
          Der Anschlag hat laut diesem Plakat an der Gedächtniskirche „Das Herz Berlins getroffen“.
          Der Anschlag hat laut diesem Plakat an der Gedächtniskirche „Das Herz Berlins getroffen“. © dpa | Michael Kappeler
          Das französische Parlament hielt am Nachmittag eine Schweigeminute ab in Gedenken an die Opfer aus Berlin.
          Das französische Parlament hielt am Nachmittag eine Schweigeminute ab in Gedenken an die Opfer aus Berlin. © dpa | Christophe Petit Tesson
          Trauernde am Dienstagabend in der Nähe des Anschlagsorts.
          Trauernde am Dienstagabend in der Nähe des Anschlagsorts. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
          Hunderte Kerzen hatten sich an der Gedächtniskirche angesammelt, als die Sonne am Dienstag untergegangen war.
          Hunderte Kerzen hatten sich an der Gedächtniskirche angesammelt, als die Sonne am Dienstag untergegangen war. © Getty Images | Michele Tantussi
          Das  Brandenburger Tor erstrahlte am Dienstagabend in Schwarz-Rot-Gold.
          Das Brandenburger Tor erstrahlte am Dienstagabend in Schwarz-Rot-Gold. © Reto Klar
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