Washington. Dass Obama Russland wegen digitaler Störmanöver im US-Wahlkampf mit einem Gegenschlag droht, ist keine Petitesse. Ein Kommentar.

Wenn ein amerikanischer Präsident einem anderen Land mit Vergeltung droht, ist Aufmerksamkeit geboten. Wenn das andere Land Russland ist – umso mehr. Obamas Ankündigung, die von allen US-Geheimdiensten Moskau zugeschriebenen digitalen Störmanöver im Präsidentschaftswahlkampf zu Lasten Hillary Clintons mit einem geeigneten Gegenschlag zu beantworten, ist keine Petitesse.

Die Aussicht, dass Obama bis zu seinem Aussscheiden am 20. Januar Wirtschafts-Sanktionen oder Retourkutschen im Cyberspace anordnen könnte, muss beunruhigen. Käme es so, Präsident Putin würde schon aus Nationalstolz antworten und abermals seine Computer-Hacker an die Tastaturen beordern. Eine Spirale der Eskalation könnte in Gang kommen. Ausgang? Ungewiss.

Verhältnis USA-Russland ist schwer beschädigt

Die Konfrontation zeigt, wie weit die Zerrüttung im amerikanisch-russischen Verhältnis gediehen ist. Das wird bleiben. Auch wenn Donald Trump penetrant auf Schönwetter macht, einen Putin-Öl-Freund als Außenminister installiert und sich Fakten verweigert, die nicht in sein konspiratives Weltbild passen.

Obamas designierter Nachfolger streitet eine von CIA bis FBI detailliert behauptete Einmischung des Kreml in den Wahlkampf zu seinen Gunsten ab. Das werden ihm die Geheimdienste nicht vergessen. Der künftige Commander-in-Chief hat die für die nationale Sicherheit Verantwortlichen öffentlich der Parteinahme beschuldigt und lächerlich gemacht.

Ein Skandal im Skandal. Trump hinkt schon, bevor er ins Weiße Haus einziehen kann.