Berlin. Mehr als zwei Millionen Menschen kamen 2015 nach Deutschland – so viele wie nie seit Beginn der Statistik. Doch viele wandern auch aus.

  • 2015 sind so viele Zuwanderer nach Deutschland gekommen wie noch nie
  • Fast 900.000 waren Flüchtlinge
  • 45 Prozent kamen aus einem EU-Mitgliedsland

Deutschland hat im vergangenen Jahr die höchste Zahl an Zuwanderern seit Beginn der Aufzeichnung der Daten 1952 verzeichnet. Wie aus dem am Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedeten Migrationsbericht hervorgeht, wurden 2015 insgesamt 2,14 Millionen Zuzüge registriert – ein Anstieg um 46 Prozent gegenüber dem bereits zuwanderungsstarken 2014.

Gleichzeitig zogen 2015 knapp eine Million Menschen aus Deutschland weg, womit ein Zuwanderungsgewinn von rund 1,14 Millionen Menschen bleibt. 2015 lag dieser Saldo bei 550.000 Menschen.

45 Prozent der Zuwanderer kamen aus EU-Ländern

Der starke Anstieg im vergangenen Jahr ist vor allem auf die hohe Zahl Asylsuchender zurückzuführen. Rund 890.000 Flüchtlinge kamen 2015 in die Bundesrepublik. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) würdigte dabei die Anstrengungen von Ländern, Kommunen, Kirchen, Wohlfahrtsverbänden und den vielen Helfern bei der Bewältigung der Aufnahme Schutzsuchender. Jetzt werde daran gearbeitet, „dass sich eine Situation wie im letzten Jahr nicht wiederholt“, sagte er.

Deutschland war 2015 aber erneut auch bei anderen Europäern ein beliebtes Zielland. 45 Prozent der Zuwanderer kamen 2015 aus einem EU-Mitgliedstaat. Zusätzliche 13 Prozent waren Bürger eines anderen europäischen Landes. 30 Prozent der Migranten und Asylsuchenden kamen aus asiatischen, fünf Prozent aus afrikanischen Ländern.

Syrien ist Hauptherkunftsland der Zuwanderer

Erstmals war das Bürgerkriegsland Syrien Hauptherkunftsland der Zuwanderer in Deutschland. Gezählt wurden rund 327.000 Zuzüge. Auf dem zweiten Platz folgte Rumänien, auf dem dritten Polen. Der Migrationsbericht gibt jährlich detailliert Auskunft über die Wanderungen von und nach Deutschland. Erstellt wurde der Bericht vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.

Dem Dokument zufolge wurden 2015 knapp 39.000 Aufenthaltstitel zum Zweck der Erwerbstätigkeit erteilt. Das entspricht einem Anstieg von rund vier Prozent. Um fast 30 Prozent ist der Zuzug zu Familienangehörigen gestiegen. Mehr als 82.000 Familiennachzüge wurden im Ausländerzentralregister verzeichnet. Insbesondere der Zuzug von Syrern zu Angehörigen nach Deutschland stieg (knapp 16.000 Zuzüge).

Anteil von Muslimen an Bevölkerung liegt etwa bei 5,4 Prozent

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden den Angaben zufolge 44.000 Visa für den Familiennachzug erteilt. Im ersten Quartal sind demnach 4289 Menschen zu Angehörigen nach Deutschland gekommen.

Mit dem Migrationsbericht veröffentlichte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge auch eine neue Schätzung zur Zahl der Muslime in Deutschland. Die Behörde geht davon aus, dass zwischen 4,4 und 4,7 Millionen Muslime in Deutschland leben. Eine genaue statistische Angabe gibt es dazu nicht, weil islamische Gemeinden ihre Mitglieder nicht registrieren und damit nicht exakt zählen können.

Bei der letzten Schätzung 2009 ging das Bundesamt von 3,8 bis 4,3 Millionen Muslimen in Deutschland aus. Der Anteil der Muslime in Deutschland an der Gesamtbevölkerung ist damit laut der neuen Schätzung auf 5,4 bis 5,7 Prozent gestiegen. (epd)