Berlin. Die AfD scheint intern zerstritten: Landeschefs aus Brandenburg und Thüringen sticheln Richtung NRW – auch um Frauke Petry zu treffen.

In der AfD ist der Machtkampf zwischen Anhängern von Parteichefin Frauke Petry und ihren Gegnern wieder offen ausgebrochen. Die Landesvorsitzenden von Brandenburg und Thüringen, Alexander Gauland und Björn Höcke, kritisierten am Mittwoch „Mauscheleien in Hinterzimmern“, die dem Co-Landesvorsitzenden von Nordrhein-Westfalen und Lebensgefährten Petrys, Marcus Pretzell, zugeschrieben werden.

Das Magazin „Stern“ berichtete, er und seine Anhänger hätten bei der Aufstellung der nordrhein-westfälischen Kandidaten für die Bundestagswahl mit Absprachen ihnen genehme Parteimitglieder durchgesetzt. Gauland und Höcke forderten eine Überprüfung. Im Bundesvorstand gelten Petry und Pretzell als isoliert. Allerdings soll Petry von allen Spitzenfunktionären den größten Rückhalt an der Basis haben.

Geheime Absprachen bei WhatsApp?

Der „Stern“ berief sich in seinem Bericht auf eine Chatgruppe im Messaging-Dienst WhatsApp. Demnach wurden Wahlparteitage in NRW über WhatsApp gesteuert. Die Delegierten seien dabei „lenkbares Stimmvieh“ gewesen und hätten geheime Anweisungen der Gruppe bekommen, die sich aus Landesvorständen und anderen Funktionären zusammengesetzt habe. Es seien nur Kandidaten protegiert worden, die Pretzell gewogen seien.

Gauland und Höcke kritisierten: „Mit Befremden haben wir die Berichte über die Vorgänge bei der Wahl der NRW-Landtagskandidaten zur Kenntnis genommen.“ Es werde das Bild eines tief gespaltenen Landesverbandes gezeichnet, bei dem von einer Seite wohl unlautere Mittel eingesetzt würden. Die Protokolle seien ein erschütterndes Zeugnis der Instrumentalisierung der AfD für eigene Karriereziele. „Angesichts der vorliegenden Dokumente vom Listenparteitag scheint fraglich, ob bei der Kandidatenwahl alles mit rechten Dingen zugegangen ist“, hieß es in der gemeinsamen Erklärung. „Darum sollte die Listenwahl von einem Schiedsgericht überprüft werden.“

Pretzell gibt bei Facebook Contra

Pretzell äußerte sich am Mittwochnachmittag mit einem Facebook-Posting zu den Vorwürfen. Er sei irritiert, dass man nicht zuerst das Gespräch mit ihm gesucht habe – von Seiten des „Stern“, vor allem aber aus der Richtung seiner Parteikollegen Gauland und Höcke. „Es reicht, liebe Kollegen, Ihrer beider öffentliches Wirken schadet der Partei. Wir werden in NRW alles tun, damit die Partei zur Wahl ungestört antreten kann; hoffentlich ohne Querschüsse von Landesvorsitzenden, die im Bundestag in der AfD-Fraktion eine ,starke Flügelfraktion´ etablieren wollen“, heißt es in dem Post von Pretzell.

Der AfD-Landesverband werde mit Transparenz auf alle Vorwürfe reagieren, „gerade auch auf die innerparteilichen“, schreibt Pretzell weiter – und fordert das Ende der Einmischung von außen: „Was es hier zu regeln gibt, regeln wir selbst.“ (ba/rtr)