Berlin. Donald Trump hat im Wahlkampf gelogen und kaum eine Beleidigung ausgelassen. Trotzdem hat er gewonnen. Wie erklärt man das Kindern?

Der Sieg von Donald Trump bringt Eltern in Erklärungsnot: Wie sagen sie ihren Kindern, dass jemand, der lügt und andere beleidigt, ins höchste Amt der Welt gewählt werden kann? Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung VBE, gibt ein paar Tipps.

Donald Trump wird neuer US-Präsident und stellt viele Eltern vor ein Problem: Wenn jemand der lügt, US-Präsident werden kann, wie vermittle ich meinen Kindern dann, dass Lügen falsch ist?

Udo Beckmann: Trump ist nicht Präsident geworden, weil er gelogen hat. Ein direkter Zusammenhang zwischen dem Lügen und dem Wahlergebnis zu ziehen, ist falsch. Richtig ist: Er wurde zum Präsidenten gewählt, weil viele Menschen für ihn gestimmt haben. Bei einer Wahlbeteiligung von nur 55 Prozent ist es viel wichtiger, Kindern zu vermitteln, wie wichtig das Wählengehen in einer Demokratie ist.

Viele könnten aber denken: Die „bad guys“ gewinnen im wahren Leben öfter als die „good guys“.

Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung VBE
Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung VBE © foto-ostermann.de

Beckmann: Diese Einschätzung kann ich nicht teilen. Es gibt viele Menschen, die mit rücksichtsvollem Verhalten, Ehrlichkeit und Engagement ihre Ziele erreichen. Über die wird halt nicht so oft in den Medien berichtet. Hier können die Medien einen wichtigen Erziehungsbeitrag leisten.

Umso wichtiger ist es, als Eltern seinen Kindern und als Lehrkraft den Schülerinnen und Schülern ein Vorbild zu sein. Toleranz gegenüber anderen, gewaltfreie Kommunikation und die Anerkennung der Demokratie sind wichtige Bausteine unserer Gesellschaft.

Der neue US-Präsident steht für viele Dinge, die man seinen Kindern eigentlich nicht mitgeben will fürs Leben. Was sollten Eltern jetzt beachten, wenn die Kinder Fragen stellen?

Beckmann: Nicht jede Person, die in der Öffentlichkeit steht, vertritt Werte, die einem selbst nahe sind. Bei der Diskussion sollte darauf geachtet werden, keine Zeichen von Resignation auszustrahlen. Die Demokratie ist und bleibt eine schützens- und lebenswerte Institution. Umso wichtiger ist es, dass jeder an ihr teilhaben und teilnehmen kann – und sein Wahlrecht auch aktiv ausübt.

Trump hat vor allem durch seine herabwürdigende Haltung gegenüber Frauen für Aufsehen gesorgt. Machen Sie sich Sorgen um die jungen Mädchen?

Beckmann: Der designierte Präsident wird zeigen müssen, ob er außerhalb des Wahlkampfes ebenso verachtenswerte Aussagen tätigt. Die Gleichberechtigung von Frau und Mann ist nicht verhandelbar, auch nicht von einem amerikanischen Präsidenten.

Donald Trumps schlimmste Sprüche

Für die größte Aufregung hat im Wahlkampf ein Video-Mitschnitt aus dem Jahr 2005 gesorgt. Darauf ist zu hören, wie Donald Trump sich extrem vulgär und sexistisch über Frauen äußert. Kurz vor dem Zusammentreffen mit einer Schauspielerin sagt er zu einem TV-Moderator: „Ich sollte besser ein paar TicTacs nehmen, nur falls ich sie küsse. Weißt du, Schönheit zieht mich automatisch an. Ich fange einfach an, sie zu küssen. (...) Ich warte gar nicht ab. Und wenn du ein Star bist, lassen sie dich das machen. Sie lassen dich alles machen. Du kannst ihnen zwischen die Beine greifen, du kannst einfach alles machen.“
Für die größte Aufregung hat im Wahlkampf ein Video-Mitschnitt aus dem Jahr 2005 gesorgt. Darauf ist zu hören, wie Donald Trump sich extrem vulgär und sexistisch über Frauen äußert. Kurz vor dem Zusammentreffen mit einer Schauspielerin sagt er zu einem TV-Moderator: „Ich sollte besser ein paar TicTacs nehmen, nur falls ich sie küsse. Weißt du, Schönheit zieht mich automatisch an. Ich fange einfach an, sie zu küssen. (...) Ich warte gar nicht ab. Und wenn du ein Star bist, lassen sie dich das machen. Sie lassen dich alles machen. Du kannst ihnen zwischen die Beine greifen, du kannst einfach alles machen.“ © REUTERS | MIKE SEGAR
Diese Litanei wiederholt der 70-Jährige gern: „Wir müssen Recht und Ordnung zurückbringen. (...) Illegale Migranten haben Waffen, und sie erschießen Leute.“
Diese Litanei wiederholt der 70-Jährige gern: „Wir müssen Recht und Ordnung zurückbringen. (...) Illegale Migranten haben Waffen, und sie erschießen Leute.“ © REUTERS | MIKE SEGAR
Eine Entschuldigung darf man demnach wohl auch nicht für diese Aussage erwarten: „Hillary will den zweiten Verfassungszusatz abschaffen. Wirklich abschaffen. Falls sie es schafft, ihre Richter auszuwählen, kann man nichts dagegen machen. Obwohl, vielleicht können ja die Verfechter des Zweiten Verfassungszusatzes etwas tun, ich weiß ja auch nicht.“ Von Kritikern wurde der Satz so verstanden, dass Trump über einen Attentat auf Hillary Clinton fabulierte.
Eine Entschuldigung darf man demnach wohl auch nicht für diese Aussage erwarten: „Hillary will den zweiten Verfassungszusatz abschaffen. Wirklich abschaffen. Falls sie es schafft, ihre Richter auszuwählen, kann man nichts dagegen machen. Obwohl, vielleicht können ja die Verfechter des Zweiten Verfassungszusatzes etwas tun, ich weiß ja auch nicht.“ Von Kritikern wurde der Satz so verstanden, dass Trump über einen Attentat auf Hillary Clinton fabulierte. © dpa | Cristobal Herrera
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Kann jemand wie Donald Trump überhaupt ein Vorbild sein?

Beckmann: Das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einschätzbar. Das Amt des Präsidenten bringt Anerkennung mit sich, allein wegen der machtvollen Position innerhalb des Staates. Ob er Vorbild sein kann, wird sich an seinen Taten messen lassen müssen, insbesondere an seiner Aussage, dass er das amerikanische Volk einen will.