Berlin. Der deutsche Islamist Harry S. verriet nach der Zeit in Syrien viel über den IS und wurde milde bestraft. Doch er soll gelogen haben.

Weil er nach seiner Rückkehr aus Syrien viel über das Innenleben des so genannten Islamischen Staats verraten konnte, weil er sich so kooperativ zeigt, wurde der deutsche Islamist Harry S. im Juli vergleichsweise milde bestraft. Drei Jahre Haft, so lautete das Urteil des Staatsschutzsenats vor dem Oberlandesgericht in Hamburg, für die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Verstöße gegen das Waffengesetz. Vier bis sechs Jahre Haft hätten es andernfalls sein können für den Bremer. Nun allerdings wirft ein Medienbericht des ZDF Zweifel an den Geschichten des 28-jährigen auf.

Harry S. hatte immer wieder betont, Zeuge von Erschießungen, aber nicht selbst zum Mörder geworden zu sein. Der Richter wertete das bei der Urteilsverkündung im Juli als „glaubhaftes Geständnis“. Bisher bekannte Videos des Deutschen aus Syrien konnten das nicht widerlegen, sie zeigten ihn allenfalls als Träger der IS-Fahne. Nun aber sind das ZDF und die „Washington Post“ bei gemeinsamen Recherchen auf ein Video gestoßen, dass Harry S. als Lügner entlarven soll.

Video soll Harry S. bei Erschießung zeigen

Auf dem Video sei Harry S. bei einer Ermordung von sieben Gefangenen auf dem Marktplatz der Stadt Palmyra zu sehen, berichtet das ZDF. Erst soll der Deutsche einen Gefangenen in die Reihe mit den anderen Opfern gezwungen haben, später soll er auch aus einer Pistole selbst gefeuert haben, heißt es in dem Bericht weiter.

Nun könne ein neuer Prozess auf Harry S. zukommen, berichtet das ZDF. Auch die amerikanische Bundespolizei FBI sollen den ehemaligen IS-Kämpfer vernehmen wollen. Ein Rechtshilfeersuchen an die deutschen Behörden sei bereits gestellt worden. (ba)