Berlin/München. Wie könnte die CDU sich gegen die ständigen Attacken der CSU wehren? Nachfrage bei der „CDU Bayern“ auf Twitter, wo es sie schon gibt.

Woche für Woche holt die CSU zu neuen Schlägen gegen die CDU aus und demoliert das Bild der Unionsparteien weiter. Wie kann die CDU darauf antworten, ständig von der Schwesterpartei angeschossen zu werden, was bleibt CSU-Mitgliedern, die mit dem Konfrontationskurs nicht einverstanden sind? Wir haben die „CDU Bayern“ gefragt. Im Dezember tauchte der Account auf Twitter auf mit dem Versprechen, ohne Obergrenze CSU-Flüchtlinge aufzunehmen. Der Nutzer dahinter sagt im Interview mit unserer Redaktion: „Vielleicht braucht es jetzt plakativere Mittel“. „Merkelianer“ sei er und will selbst nicht öffentlich in Erscheinung treten.

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Angela Merkel wird es von der CSU gerade sehr schwer gemacht.

Ja, sehr. Der CSU geht es erkennbar nicht um das Beste und um die Lösung von Problemen, sondern um ihren Vorteil ohne Rücksicht und ohne jede Loyalität. Man sollte die Augen vor Problemen natürlich nicht verschließen. Die CSU macht sich aber aktuell dermaßen ins Hemd, da mag man sich gar nicht vorstellen, wie das mal aussieht, wenn es wirklich eine Krisensituation gibt.

Und deshalb raten Sie der CDU zu einem Landesverband Bayern.

Es ist natürlich die Frage, ob man auf Populisten mit Populismus antwortet. Aber ich finde, dass die CDU da auch mal ein Fass aufmachen sollte. Es braucht jetzt plakative Mittel. Es reicht vielleicht nicht mehr, sich nur sachlich der Lösung der Problem zu widmen. Merkel und ihre Unterstützer müssten in der Kommunikation stärker in die Offensive gehen und die CSU nach deren Antworten fragen. Eine mögliche Parteigründung wäre ein probates Mittel zur Disziplinierung. Helmut Kohl hatte in den 70ern auch demonstrativ nach einer Immobilie für einen neuen CDU-Landesverband suchen lassen, um Franz-Josef Strauß in die Schranken zu weisen.

Solch eine mögliche Immobilienanzeige hat auch gerade der Bundestagsabgeordnete und frühere CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz auf Facebook gepostet. Was dachten Sie?

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Es hat mich gefreut. Wegen der ständigen Nörgeleien und Illoyalitäten kommt es immer mehr Leuten in den Sinn, dass etwas passieren muss. Der Twitteraccount der fiktiven Bayern-CDU ist zum CDU-Bundesparteitag im vergangenen Dezember entstanden. Damals hatte sich die CSU auch schon vielfach gegen die CDU gestellt. Ich hätte nicht gedacht, dass er so aktuell bleibt. Aber das zeigt ja, dass es ein grundlegenderes Problem im Verhältnis gibt. Bei dem, was die CSU vermittelt, ist es vielleicht besser, es so zu beenden. Man kann dann ja schauen, ob beide Seiten besser damit fahren.

Dann würde auch die CSU über eine Ausweitung jenseits von Bayern nachdenken.

Sollte sie dann auch. Und muss sie dann auch, denn sie erhebt ja den Anspruch, Probleme für alle zu lösen. Ich glaube aber nicht, dass die Christsozialen ein wirkliches Interesse daran hätten.

Sie denken über mehr Union nach, während in sozialen Netzwerken gerade die Frage gestellt wird, ob wir uns von CDU und CSU nicht eine Partei sparen können.

Sie meinen die Reaktion auf den Seehofer-Vorschlag, öffentlich-rechtliche Sender zusammenzulegen. Dazu will ich eigentlich gar nichts sagen. Das ist ein klassisches Beispiel, wie sich Seehofer populistischer Themen bedient. Man sollte das nicht ernst nehmen, so wie auch bei Donald Trump. Oder man sollte gleich abstrahieren und ihn konkret fragen, wie viel er denn sparen will, wie er sich das vorstellt.

Sind Sie denn selbst Politiker?

Ich komme aus einem Familienunternehmen und bin im Management einer mittelständischen Firma in Rheinhessen tätig, also kein Bayer. Ich bin passives CDU-Mitglied, habe aber in meiner Funktion auch häufiger mal Kontakt mit kommunalen Spitzenpolitikern der CDU und mit einflussreichen Politikberatern.

Kennen Sie Heinz Drobe?

Ich weiß, wen Sie meinen. Den Hamburger, der seit Jahren als Unternehmer in München lebt, und im Februar Furore machte mit der Aufforderung „Wir warten auf ein Signal zur Gründung der Bayern-CDU“. Ich hatte aber mit ihm keinen Kontakt und auch nicht mit dem Ingenieur, der ein ähnliches Ansinnen zuvor hatte. Für mich kann ich sagen, dass da nichts gesteuert ist.

Und wie könnte es wirklich losgehen mit der CDU Bayern?

Ich denke da unternehmerisch, und ich finde, dass die Unternehmensleitung die Strategie vorgeben sollte. Wenn es möglich ist, dann sollte die Bundesebene das Angebot machen.

Und dann?

Man sollte sich da nicht in die Tasche lügen: Das ist der worst case aller möglichen Szenarien, das würde sicher ein Blutbad auf beiden Seiten geben. Aber es sollte ja schon reichen, es wirklich glaubhaft rüberzubringen. „Plans are nothing; planning is everything“, hat Eisenhower gesagt. Das Gedankenspiel reicht, wenn man es ernsthaft angeht.