Berlin. „Das muss jetzt nicht sein!“ Bundestagspräsident Lammert hat Kanzlerin Merkel mit ungewöhnlich deutlichen Worten zur Ruhe aufgefordert.
Bundestagspräsident Norbert Lammert ist bekannt für seine kernigen Worte. Er ist für die Einhaltung der parlamentarischen Ordnung zuständig, darf die Parlamentarier während der Sitzungen ermahnen und tadeln – und dazu zählt eben auch Kanzlerin Merkel.
Einen deutlichen Rüffel erteilte der 67-Jährige der Bundeskanzlerin am Dienstag. Im Plenum geht es um den Etatentwurf für 2017 bis 2020. Die Linken-Abgeordnete Gesine Lötzsch tritt ans Rednerpult. „Der Haushaltsentwurf 2017 fällt bei drei wichtigen Tests durch. Erstens ...“, setzt sie an. Merkel steht währenddessen auf, läuft an Lötzsch vorbei und steuert Unions-Fraktionschef Volker Kauder an, der in der ersten Reihe sitzt. Sie beugt sich zu ihm, tauscht sich aus. Aus den Sitzreihen ruft es: „Frau Kanzlerin, hören Sie doch mal zu!“
„Das muss jetzt nicht sein“
Und auch Norbert Lammert tadelt die beiden mit deutlichen Worten: „Frau Bundeskanzlerin und Herr Kollege Kauder, das muss jetzt nicht sein. Und wenn, dann muss es wenigstens nicht vorne sein, ja? Ok.“
Auch wenn es in der Bundesrepublik keine völlig strikte offizielle protokollarische Rangordnung gibt, hat sich eine inoffizielle herausgebildet: Demnach rangiert der Bundestagspräsident hinter dem Bundespräsidenten. Und an Position drei folgt der Kanzler oder die Kanzlerin.
Merkel jedenfalls fügte sich der Ermahnung. Sie verneigte sich kurz entschuldigend und suchte sich dann mit Volker Kauder einen Platz in den hinteren Reihen. Um dort in Ruhe sprechen zu können.