Berlin. Wie ergeht es Menschen, die Flüchtlinge bei sich aufgenommen haben? Hier stellen sich zehn Familien vor, die auf diese Art gewachsen sind.

Sie kommen aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen, sie hatten Sorge, ob das gut geht, aber das ist es: Zehn Familien präsentieren sich auf Bildern, die nach vertrautem Familien aussehen. Der in Berlin und London lebende Fotograf Audrey Wade und das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR stellen in dem Projekt „No Stranger Place“ (kein fremder Ort/kein Ort von Fremden) Haushalte vor, in denen Einheimische und Flüchtlinge ganz selbstverständlich leben.

Wade hatte die Idee, Flüchtlinge und ihre Gastgeber quer durch Europa vorzustellen. Viele Fotos sind in Berlin entstanden, andere in Österreich und Schweden.

Zehn Familien zeigen „ihre“ Flüchtlinge

Wilhelm und Brian aus Berlin hatten Sorge, Inas aus Syrien könnte ihre Beziehung nicht akzeptieren. Also zeigten sie dem aus Damaskus stammenden Modedesigner ihre Hochzeitsbilder. Er habe ihnen die Hand geschüttelt:
Wilhelm und Brian aus Berlin hatten Sorge, Inas aus Syrien könnte ihre Beziehung nicht akzeptieren. Also zeigten sie dem aus Damaskus stammenden Modedesigner ihre Hochzeitsbilder. Er habe ihnen die Hand geschüttelt: "Ist doch okay.". © Aubrey Wade/UNHCR | Aubrey Wade/UNHCR
Ahmad Lababidi und sein Sohn Ali sind bei Gabriella und Candel Webster in Schweden eingezogen. Sie lernten sich durch eine Veranstaltung zur Flüchtlingshilfe kennen.
Ahmad Lababidi und sein Sohn Ali sind bei Gabriella und Candel Webster in Schweden eingezogen. Sie lernten sich durch eine Veranstaltung zur Flüchtlingshilfe kennen. © UNHCR | Aubrey Wade
Kurz nach dem Foto sind die Zwillinge Charlotte und Miriam ausgezogen. Das schuf Platz: Neben Juan und Mohammed, hier im Bild, wohnen bei Mutter Sabine Waldner in Falkensee nun auch Mzkin und Ala, ebenfalls aus Syrien.
Kurz nach dem Foto sind die Zwillinge Charlotte und Miriam ausgezogen. Das schuf Platz: Neben Juan und Mohammed, hier im Bild, wohnen bei Mutter Sabine Waldner in Falkensee nun auch Mzkin und Ala, ebenfalls aus Syrien. © Aubrey Wade/UNHCR | Aubrey Wade/UNHCR
Architekt Lars Asklund hat die syrischen Flüchtlinge Farah Hilal, Waleed Lababidi und Milad Hilal bei sich zu Hause in Schweden aufgenommen.
Architekt Lars Asklund hat die syrischen Flüchtlinge Farah Hilal, Waleed Lababidi und Milad Hilal bei sich zu Hause in Schweden aufgenommen. © UNHCR | Aubrey Wade
Die alleinerziehende Mutter Linnea Tell hat den schwulen Künstler Alqumit Alhamad aus Syrien bei sich zu Hause in Schweden aufgenommen.
Die alleinerziehende Mutter Linnea Tell hat den schwulen Künstler Alqumit Alhamad aus Syrien bei sich zu Hause in Schweden aufgenommen. © UNHCR | Aubrey Wade
Sabine und Dominique David und ihre Tochter Nora leben mit den afghanischen Flüchtlingen Nooria und Aysu Youldash in Österreich.
Sabine und Dominique David und ihre Tochter Nora leben mit den afghanischen Flüchtlingen Nooria und Aysu Youldash in Österreich. © UNHCR | Aubrey Wade
Die syrische Familie Nourhan, Ahmed und Tochter Alin lebt seit Sommer 2015 bei Manuela und Jörg Buisset und deren Tochter Nöemi in Berlin. Das syrische Paar hat inzwischen ein zweites Kind bekommen, Laith.
Die syrische Familie Nourhan, Ahmed und Tochter Alin lebt seit Sommer 2015 bei Manuela und Jörg Buisset und deren Tochter Nöemi in Berlin. Das syrische Paar hat inzwischen ein zweites Kind bekommen, Laith. © UNHCR | Aubrey Wade
Edgar und Amelie Rai und ihre Kinder Nelly und Moritz leben in Berlin mit den syrischen Brüdern Bilal und Amr Aljaber.
Edgar und Amelie Rai und ihre Kinder Nelly und Moritz leben in Berlin mit den syrischen Brüdern Bilal und Amr Aljaber. © UNHCR | Aubrey Wade
Die jüdische Familie Jellinek hat den syrischen Moslem Kinan bei sich in Berlin aufgenommen. Von links nach rechts: Rosa, Bela, Kinan, Kyra, Chaim, Joshy und Lilli.
Die jüdische Familie Jellinek hat den syrischen Moslem Kinan bei sich in Berlin aufgenommen. Von links nach rechts: Rosa, Bela, Kinan, Kyra, Chaim, Joshy und Lilli. © UNHCR | Aubrey Wade
Die österreichische Kindergärtnerin Margarethe Kramer lebt mit Souad Awad aus dem Irak.
Die österreichische Kindergärtnerin Margarethe Kramer lebt mit Souad Awad aus dem Irak. © UNHCR | Aubrey Wade
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Fotoserie zeigt Erfolgsgeschichten

Die Erzählungen der Familien vermittelten Wade viel von der Ungewissheit und den Sorgen, die die Gastgeber bei aller Hilfsbereitschaft hatten. Die Menschen aus den Begegnungen machten dann aber ganz andere Erfahrungen, die Fotoserie zeigt Erfolgsgeschichten.

Das UNHCR kommentiert denn auch: Tausende von Menschen haben zueinander gefunden und kulturelle Unterschiede und Sprachbarrieren überbrückt. Sie hielten Mitgefühl, Hoffnung und Menschlichkeit hoch, während europäische Regierungen Grenzen aufbauten. „Ihre Großzügigkeit ist ein Beispiel für die Welt.“

Gastgeber erlebten manche Überraschung

Da ist etwa die Kindergärtnerin Margarethe Kramer: Sie habe mit einer verschüchterten, Kopftuch tragenden Frau gerechnet, die Irakerin Souad (49) sei aber so aufgeschlossen, so unabhängig und modern. Und Souad erzählte: „Es fühlt sich an, als wäre Margarethe meine Schwester.“ Die Flüchtlinge gehören zur Familie, das vermitteln die Fotos, und das schildern die Menschen.

Auch der 27-jährige Bilal Aljaber. Er berichtete von dem Heimweh, dass er sich so verloren fühlte im fremden Deutschland im Januar 2015. Edgar und Amelie Rai und deren Kinder nahmen ihn auf – und sie seien nun wie eine zweite Familie, er fühlt sich in Berlin wohl. „Ich bin nicht mehr alleine.“

Nachdem er mit fünf Männern in einer Unterkunft gelebt habe, fühle er sich nun auch „wie in einem Schloss“. Und die deutsche Familie machte die erstaunliche Erfahrung, wie korrekt, pedantisch und penibel Syrer in der Küche sein können. (law/schrö)