Berlin/Aleppo. Der Mann, der den Jungen Omran filmte, steht offenbar in Verbindung zu syrischen Rebellen. Sie hatten einen kleinen Jungen enthauptet.

Sein Foto ging um die Welt. Mahmoud Raslan, Fotograf in Syrien und Mitglied des „Aleppo Media Center“ – einer syrischen Aktivistengruppe – , hat den Jungen Omran gefilmt, als der vor wenigen Tagen nach einem Luftangriff in Aleppo mit blutender Stirn, unter Schock und mit leeren Augen in einem Krankenwagen sitzt. Kaum ein Medium, das das Bild des kleinen Jungen nicht aufgegriffen hat. Auch wir. Das Foto wurde zum Symbol eines Krieges, der schon seit Jahren in Syrien herrscht, der die Stadt Aleppo und die humanitäre Katastrophe dort gerade aber wieder neu ins Zentrum rückt.

Fotograf Raslan, der auf Bildern mit knallblauem T-Shirt zu sehen ist, wie er vor der offenen Tür des Krankenwagens steht und Omran filmt, der gar nicht weiß, wie ihm geschieht, gerät nun ein zweites Mal in den Fokus. Dieses Mal weniger in seiner Funktion als Fotograf.

Im Netz sind Bilder aufgetaucht, die den Aktivisten zusammen mit Männern zeigen, die erst vor wenigen Wochen in Syrien einen Zwölfjährigen enthauptet hatten. Blogger haben die Bilder entdeckt, die „Süddeutsche Zeitung“ hatte zuerst darüber berichtet. Zweifelsfrei lässt sich die Echtheit der Bilder zwar nicht belegen, erste Recherchen haben aber keinen Hinweis auf eine Montage ergeben. Eine Anfrage um Stellungnahme ließ der Fotograf bislang unbeantwortet.

Männer sind auch auf Enthauptungs-Video zu sehen

Das Foto tauchte zum ersten Mal auf der Facebook-Seite von Mahmoud Raslan auf. Der Fotograf postete es dort am 5. August. Auf dem Bild ist er mit demselben blauen T-Shirt zu sehen, ein angedeutetes Lächeln im Gesicht, im Hintergrund stehen sieben Männer. „Wenn man die Führer in der ersten Reihe sieht, weiß man, dass der Sieg nahe ist, so Gott will“, steht in seinem Post neben dem Selfie. „Aleppo ist besiegt.“ Die Männer im Hintergrund sind Kämpfer der regierungsfeindlichen Zenki-Miliz, die in der westlichen Welt als „moderat“ gilt.

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Mehrere der Männer, mit denen sich Raslan fotografierte, sind auch auf einem Handyvideo zu sehen, das Ende Juli international für Aufsehen sorgte. Die Männer hatten sich dabei gefilmt, wie sie einem kleinen Jungen, etwa zehn bis zwölf Jahre alt, auf der Ladefläche eines roten Pick-Ups den Kopf abschneiden. Sie hatten ihm vorgeworfen, ein Kindersoldat der regierungsfreundlichen syrischen Palästinensermiliz Liwa al-Quds zu sein. Twitter-Nutzer und Blogger haben die beiden Fotos verglichen.

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Zwar hatte sich die Zenki-Miliz kurz nach der Enthauptung des Jungen von der Tat distanziert und von einem „individuellen Fehlverhalten“ gesprochen. Doch ein Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International legt nahe, dass Taten wie diese kein Einzelfall sind. In einer Beweissammlung mit dem Titel „Torture Was My Punishment“ (Folter war meine Bestrafung) erzählen Zeugen unter anderem von Folterungen, die auch von den als „moderat“ geltenden Rebellen-Gruppen durchgeführt wurden, die zum Teil von den USA unterstützt werden. Darunter eben auch die Zenki-Miliz.

Echtheit des Fotos von Omran steht außer Zweifel

Das Selfie von Raslans Facebook-Seite entstand einige Tage nach der Enthauptung. Es ist, so schreiben es Aktivisten und Blogger, die in Syrien leben, kaum denkbar, dass der Fotograf nicht davon gehört hat und unwissend mit den Männern posierte.

Sollte es sich bei den Fotos tatsächlich um eine Montage handeln, so vermuten Menschenrechtsaktivisten und Blogger in Syrien das Assad-Regime dahinter. Aktivistengruppen wie das seit 2011 aus den belagerten Gebieten berichtende „Aleppo Media Center“ zu diskreditieren, würde die Regierungstruppen um Machthaber Bashar al-Assad stärken.

Bruder des syrischen Jungen Omran gestorben

An der Wucht des Bildes des Jungen Omran ändert diese Diskussion aber nichts. Die mögliche Verbindung zu den syrischen Rebellen lässt zwar die Person des Fotografen Mahmoud Raslan in einem anderen Licht erscheinen, die Echtheit des Fotos des vom Staub bedeckten syrischen Jungen steht aber außer Zweifel.

Zu den Vorwürfen selbst äußerte sich Raslan zwar nicht, der Deutschen Presse-Agentur sagte der Fotograf aber am Samstag, dass der Bruder des syrischen Jungen Omran gestorben sei. Er sei bei demselben Angriff am Mittwoch schwer verletzt worden und seinen Wunden im Bauchbereich am Samstag erlegen. Raslan habe die Familie getroffen und ihr sein Beileid ausgedrückt. Dem Fotografen zufolge war der Junge am Freitag nach einer Operation noch stabil. Sein Zustand habe sich am Samstag allerdings drastisch verschlechtert. (mit dpa)