Aleppo. Das Foto eines traumatisierten kleinen Jungen hat weltweit Bestürzung ausgelöst. Den Kameramann überrascht die mediale Aufmerksamkeit.

Ein Junge sitzt auf einer orangenen Liege eines Krankenwagens. Sein kleiner Körper ist blut- und staubverkrustet, die Haare sind zerzaust, sein Blick geht ins Leere. Das Bild hat der Kameramann und Aktivist Mustafa al-Sarout eingefangen. Es zeigt den etwa vierjährigen Omran Dagneesh, dessen Elternhaus kurz zuvor von einer Bombe getroffen worden war.

Al-Sarout zeigte sich nun überrascht von der medialen Aufmerksamkeit, die das Stillbild des Videos weltweit erzeugte. „Ich habe schon so viele Kinder gesehen, die aus den Trümmern gerettet wurden. Das ist kein Ausnahmefall“, sagte er dem britischen „Guardian“. Vielmehr stehe der Junge für das Schicksal von Millionen anderer Kinder in Syrien. „Diese Kinder werden jeden Tag bombardiert. Sie sind alltäglich syrischen und russischen Luftangriffen ausgesetzt.“

Der Journalist und Aktivist al-Sarout arbeitet für die oppositionelle Plattform Aleppo Media Center, die das Video verbreitet hatte.

Das Haus der Familie ist völlig zerstört

Dieses Kind habe keine Ahnung gehabt, was um ihn herum geschehen sei, zitierte der „Guardian“ auch den Arzt Mohammad, der Omran behandelte: „Er kam hier an in völligem Schock, total verwirrt von dem, was gerade geschehen sei.“ Zuvor habe er zu Hause gesessen, vielleicht auch geschlafen. Plötzlich sei das Haus über ihm zusammengebrochen. „Als wir ihn behandelten, schrie oder weinte er nicht, er war geschockt“, sagte der Arzt weiter. Er sei noch in der Nacht mit leichten Kopfverletzungen und Prellungen wieder entlassen worden. Auch zwei seiner Geschwister und sein Vater wurden medizinisch versorgt. Das Haus der Familie ist offenbar völlig zerstört.

Zuletzt hatte Russland die Bereitschaft signalisiert, eine 48-stündige Waffenruhe in Aleppo einzuhalten. Seit Wochen hat kein Hilfskonvoi mehr die eingekesselte Stadt erreicht, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Hunderttausende sitzen in der bombardierten Stadt fest. (aba)