Kairo. Russische Jets fliegen Angriffe nun auch aus dem Iran. Im umkämpften Aleppo wird dadurch eine neue Stufe der Eskalation befürchtet.

Die kriegsverwüstete Metropole Aleppo steht vor einer weiteren militärischen Eskalation. Erstmals flogen russische Kampfjets am Dienstag auch von iranischem Territorium aus Angriffe auf die Stadt. Von der Luftwaffenbasis in Hamedan seien Tu-22M3-Langstreckenbomber und Su-34-Angriffsjets mit voller Bombenfracht gestartet, erklärte das Moskauer Verteidigungsministerium.

Man habe fünf große Magazine mit Waffen, Munition und Treibstoff zerstört sowie Trainingscamps in den Provinzen Aleppo und Idlib bombardiert. Dabei sei eine „große Zahl von Kämpfern“ getötet worden. Ein Rebellenkommandeur in Aleppo berichtete gegenüber Reuters, die Luftangriffe seien in den letzten Tagen noch heftiger geworden. „Es gibt keine Waffengattung mehr, die nicht über Aleppo abgeworfen wurde – Clustermunition, Phosphorbomben und so weiter.“

Rotes Kreuz warnt vor einem der verheerendsten Konflikte

Der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Peter Maurer, nannte die Schlacht um Aleppo „eine der verheerendsten urbanen Konflikte der Neuzeit“. Neben der direkten Bedrohung durch die Kämpfe mangele es an grundlegender Versorgung etwa mit Wasser und Strom. „Niemand und nichts ist sicher. Ständig gibt es Beschuss, mit Häusern, Schulen und Krankenhäusern in der Schusslinie.“

Russische Langstreckenbomber waren bisher bei ihren Einsätzen über Syrien von Südrussland aus gestartet. Ihre Verlegung nach Hamedan verkürzt die Flugzeiten nun um mehr als 60 Prozent. Die russischen Kampfjets mit geringerer Reichweite operierten bisher alleine von dem syrischen Fliegerhorst Hmeimim nahe Latakia aus, der momentan erweitert und zu einem permanenten russischen Stützpunkt ausgebaut wird. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax ließ sich der russische Generalstab vor einigen Tagen von Irak und Iran auch Überflüge von Cruise-Missiles genehmigen.

Moskau hofft auf Unterstützung der Türkei

Moskaus Vizeaußenminister Michail Bogdanow besuchte am Montag Teheran, wo er „das große gegenseitige Interesse“ beider Seiten an einer engeren Zusammenarbeit im Nahen und Mittleren Osten unterstrich. Irans Außenminister Mohammad Dschavad Zarif reiste nach Ankara, nachdem er zuvor mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow die Verhandlungslinie zu Syrien abgestimmt hatte.

Moskau geht nach dem Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in St. Petersburg davon aus, künftig auch die Türkei stärker in seine Syrienstrategie einbeziehen zu können. Im Gegenzug erhofft sich Ankara freiere Hand gegen die kurdischen Unabhängigkeitsbestrebungen.

Im Kampf um Aleppo tragen Russland und der Iran zusammen mit der verbündeten Hisbollah momentan die Hauptlast für das Assad-Regime. Die ausländischen Alliierten sind entschlossen, bis zur Amtseinführung des neuen US-Präsidenten im Januar 2017 die Schlacht um die Stadt mit allen Mitteln für sich zu entscheiden.