Paris. Recep Tayyip Erdogan hat erneut den Westen kritisiert. Der türkische Präsident richtete sich vor allem an Barack Obama und die EU.

Drei Wochen nach dem Putschversuch in der Türkei hat Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan seinen US-Kollegen Barack Obama mit deutlichen Worten kritisiert. Im Zusammenhang mit der von Ankara gewünschten Auslieferung des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen habe der US-Präsident von ihm Dokumente und Beweise gefordert, sagte Erdogan der französischen Tageszeitung „Le Monde“. Er habe Obama geantwortet, bei US-Auslieferungsbegehren für Terroristen habe die Türkei „nichts von ihnen (den USA) gefordert – man hat ausgeliefert“.

Inzwischen habe Ankara 85 Kisten mit Dokumenten in die USA geschickt. „Ich hoffe, dass Gülen nun so schnell wie möglich in die Türkei ausgeliefert wird...“, fügte Erdogan hinzu. Die Türkei macht Gülen für den Putschversuch verantwortlich und geht hart gegen dessen Anhänger vor.

Kerry-Besuch kommt für Erdogan „zu spät“

Erdogan erneuerte seine Kritik am Westen, der seiner Meinung nach nur unzureichend auf den gescheiterten Putsch Mitte Juli reagierte. US-Außenminister John Kerry werde am 24. August in die Türkei kommen. „Das ist spät, zu spät. Das macht uns traurig“, sagte der Staatschef dem Blatt.

Mit Blick auf die EU kritisierte er, dass die in der Flüchtlingsvereinbarung für den 1. Juni in Aussicht gestellten Visa-Erleichterungen für Türken immer noch nicht beschlossen seien. „Falls unsere Anliegen nicht erfüllt werden, werden die Rückübernahmen (von Flüchtlingen in die Türkei) nicht mehr möglich sein.“ (dpa)