Aleppo. In Aleppo versuchen syrische Rebellen zu eingeschlossenen Kämpfern durchzubrechen. Es könnte die heftigste Offensive seit Monaten sein.

Syrische Rebellen haben am Montag südwestlich von Aleppo ihre Offensive fortgesetzt, mit der sie zu ihren eingeschlossenen Kämpfern im Osten der Stadt durchbrechen wollen. Nach Einschätzung der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte handelt es sich um die heftigste Rebellen-Offensive seit Monaten. Getragen wird sie offenbar von zwei islamistischen Gruppen: der Daschabhat Fatah al-Scham, die bis vor kurzem noch unter den Namen Nusra-Front agierte, sowie der Ahrar al-Scham. Sie haben nach eigener Darstellung in den ersten Stunden nach Beginn der Offensive am Sonntagabend mehrere Stellungen der Armee erobert.

Die Regierung bestätigte in den staatlichen Medien die Angriffe. Diese seien aber zurückgeschlagen worden. Südlich von Aleppo wurde ein russischer Hubschrauber abgeschossen. Alle fünf Soldaten an Bord wurden getötet. Die Transportmaschine vom Typ Mi-8 wurde nach Militärangaben vom Boden aus getroffen und stürzte ab. Drei Mann Besatzung und zwei andere russische Offiziere seien „heldenhaft gestorben, weil sie noch versuchten, die Maschine so zu lenken, dass es am Boden keine Opfer gibt“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Der Transporthubschrauber soll Hilfsgüter nach Aleppo gebracht haben und sei auf dem Rückweg zu seinem Stützpunkt gewesen.

Der von den Rebellen kontrollierte Ostteil von Aleppo ist nach den jüngsten Geländegewinnen der Regierungstruppen vollständig eingeschlossen. Die aktuelle Rebellenoffensive zielt offenkundig darauf ab, diese Einkesselung an der dünnsten Stelle im Süden von außen zu durchbrechen und die Versorgung der eingeschlossenen Kämpfer und Zivilisten sicherzustellen.

Russische Soldaten unterstützen Assads Truppen

Aleppo war vor dem Ausbruch des Bürgerkrieges die größte Stadt Syriens. Sie ist seit 2012 umkämpft. In den eingekesselten Rebellengebieten der Stadt sollen noch etwa 250.000 Zivilisten leben, derzeit faktisch in einem Belagerungszustand. Die syrische Regierung wirft den Rebellen vor, sie als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Zusammen mit Russland erklärte die Regierung von Präsident Baschar al-Assad, sie würde in einer humanitären Aktion sichere Korridore schaffen, damit die Zivilisten die Stadt verlassen könnten.

Die Vereinten Nationen (UN) begrüßten dies zwar prinzipiell, forderten jedoch, dass solche Korridore und die Hilfe für die eingeschlossenen Menschen unter der Ägide der UN stehen müssten.

Für Assad wäre die Rückeroberung Aleppos der größte Sieg in dem seit fünf Jahren anhaltenden Krieg. Sie würde zudem eine grundlegende Wende zugunsten Assads bedeuten, dessen Truppen seit dem Eintritt Russlands in den Krieg allmählich die Oberhand gewinnen. (rtr/dpa)