Rio de Janeiro. Eine Gruppe soll einen Anschlag auf die Olympischen Spiele in Rio geplant haben. Die brasilianische Bundespolizei schritt ein.

Rund zwei Wochen vor den Olympischen Spielen hat Brasiliens Bundespolizei zehn Verdächtige festgenommen, die einen Terroranschlag auf die Spiele in Rio de Janeiro geplant haben sollen. Wie Justizminister Alexandre de Moraes am Donnerstag mitteilte, sind alle Festgenommenen Brasilianer. Sie kamen in Untersuchungshaft.

An der Operation in zehn Bundesstaaten nahmen 130 Polizisten teil – es gibt Hinweise auf islamistische Motive der Gruppe, die sich „Defensores da Sharia“ („Verteidiger der Scharia“) genannt habe. Sie hatte sich über das Internet vernetzt. „Das war eine amateurhafte Zelle“, sagte Moares. Sie hätten über das Internet versucht, Waffen zu kaufen. „Eine gut organisierte Zelle würde das nicht machen.“ Wie konkret und ernst die Pläne tatsächlich waren, blieb zunächst unklar.

In Rio patrouillieren schwerbewaffnete Soldaten

Seit Tagen patrouillieren in Rio de Janeiro Soldaten mit schweren Waffen. Rund 85.000 Sicherheitskräfte – mehr als doppelt so viel wie in London 2012 – sollen die Olympischen Spiele schützen, darunter 38.000 Soldaten. Zuletzt gab es mehrere große Anti-Terror-Übungen. Die Olympischen Spiele in Rio werden vom 5. bis 21. August ausgetragen.

Schon seit April liefen Ermittlungen, die über mehrere Bundesstaaten verteilten Verdächtigte seien durch abgefangene Kommunikation über soziale Medien wie WhatsApp und Telegram auffällig geworden. Es soll versucht worden sein, bei einem Waffenhändler im Nachbarland Paraguay Kalaschnikow-Gewehre zu kaufen. Brasiliens Behörden arbeiten im Vorfeld der Spiele eng mit Geheimdiensten anderer Staaten zusammen.

Keine Indizien für direkten Kontakt zu Terrormiliz IS

Bisher gibt es laut Moraes keine Indizien für einen direkten Kontakt zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) - aber Hinweise auf islamistische Beweggründe. So hätten einige der Verdächtigen die Attentate von Orlando und Nizza gefeiert und IS-Exekutionsvideos ausgetauscht. Sorge bereite aber die Radikalisierung. „Sie haben erst nur Kommentare zum Islamischen Staat und Terrorismus abgegeben und dann Taten vorbereitet.“ Bisher ist Südamerika vom islamistischen Terrorismus verschönt geblieben - der Regierung bereit neben dieser Gefahr mit Blick auf Olympia auch die Alltagskriminalität Sorgen.

Wie die Nachrichtenagentur Agência Brasil berichtete, tagte in Brasília Interimspräsident Michel Temer mit dem Sicherheitskabinett. Es war die erste Operation im Rahmen eines seit März geltenden neuen Anti-Terror-Gesetzes. Schon die Vorbereitung von Terrortaten kann in Brasilien mit Haftstrafen von drei bis 15 Jahren geahndet werden.

Kürzlich hatte erstmals eine Gruppe in Brasilien dem IS Unterstützung versichert. Wie Rita Katz, Direktorin der auf die Beobachtung von Terrorpropaganda spezialisierten Intelligence Group, mitteilte, handelt es sich dabei um die bisher unbekannte Gruppe namens „Ansar al-Khilafah Brazil“, die sich über ein soziales Netzwerk äußerte. Es sei das erste Mal, dass es so eine Erklärung von einer Gruppe aus Südamerika gebe, teilte Katz mit. Brasiliens Regierung hat nach dem Lastwagen-Anschlag von Nizza die Sicherheitsmaßnahmen noch einmal verschärft, unter anderem sind mehr Straßenblockaden eine Option. (dpa)