London. Mit einer Petition wollen Brexit-Gegner ein neues EU-Referendum erreichen. Zehntausende Stimmen waren allerdings offenbar gefälscht.
100.000 Stimmen sind nötig, damit das britische Parlament eine Debatte über eine Petition in Erwägung zieht. Am Montagabend hatten der Petitions-Internetseite zufolge bereits mehr als 3,8 Millionen Briten eine Petition für ein zweites EU-Referendum unterstützt. Sie wollen, dass Großbritannien trotz der Brexit-Entscheidung in der Europäischen Union verbleibt. Nun kam heraus: Die Online-Petition wurde manipuliert. Zehntausende der Stimmen waren offenbar gefälscht, wie „Spiegel Online“ berichtet.
Ein Hacker will demnach für eine Vielzahl gefälschter Votes verantwortlich sein. Mithilfe eines kleinen Computerprogramms, eines sogenannten Bots, habe er Stimmen unter der Absenderadresse „Vatikan City“ generiert. Dass solche Manipulationen möglich seien, liegt dem Bericht zufolge daran, dass dem Petitionssystem gängige Sicherheitsmechanismen fehlten.
77.000 betrügerischer Einträge gelöscht
Das Petitionskomitee des britischen Unterhauses hatte bereits Sonntag über Twitter mitgeteilt, die Petitions-Internetseite nach betrügerischen Aktivitäten zu durchsuchen und gefälschte Votes zu löschen. Eine Stunde später veröffentlichte es eine Stellungnahme, in der es hieß: „Wir nehmen Betrug im Petitionssystem sehr ernst, weil es den Prozess parlamentarischer Demokratie untergräbt.“ Kurz darauf twitterte das Komitee, rund 77.000 betrügerischer Einträge seien gelöscht worden.
Helen Jones, die Vorsitzende des Petitionskomitee, hat einem BBC-Bericht zufolge angekündigt, noch in dieser Woche zu entscheiden, ob es zu einer Parlamentsdebatte über die Petition kommen werde. „Das heißt nicht, dass das Komitee darüber entscheiden wird, der Petition zuzustimmen oder sie abzulehnen“, betonte sie. Genügend Stimmen für eine Debatte hätte die Petition ohne Frage auch ohne die Manipulation erreicht. (jkali)