Paris. Sie wollen sexistisches Fehlverhalten künftig öffentlich machen. Französische Politikerinnen fordern: Schluss mit der Straffreiheit.

Im Kampf gegen sexuelle Übergriffe wollen ehemalige französische Ministerinnen künftig männliches Fehlverhalten offensiv anprangern. „Wir werden nicht mehr schweigen“, heißt es in dem unter anderem von IWF-Chefin Christine Lagarde unterzeichneten Appell. „Wir waren Ministerinnen“, schrieben die 17 Politikerinnen am Sonntag in der Wochenzeitung „Journal du Dimanche“, „wie alle Frauen, die in zuvor ausschließlich männliche Domänen gelangten, mussten wir das hinnehmen und gegen Sexismus kämpfen.“

Als Beispiele werden Aussagen genannt wie: „Abgesehen von ihren tollen Brüsten, wie ist sie?“, „Dein Rock ist zu lang, der muss gekürzt werden“ oder die Frage „Trägst Du einen String?“. Die Ex-Ministerinnen von Sozialisten, Konservativen oder Grünen sagen nun: „Schluss mit der Straffreiheit“.

Rücktritt des Parlamentspräsidenten

Bereits Anfang Mai hatten nach Vorwürfen gegen einen Parlamentarier mehr als 500 Politiker und Aktivisten in der „Libération“ kollektives Schweigen über sexuelle Belästigung auch in der französischen Politik angeprangert. Hinter vorgehaltener Hand seien Übergriffe oft bekannt, es werde aber nichts dagegen unternommen.

Denis Baupin war als Vizepräsident der französischen Nationalversammlung zurückgetreten, nachdemihm mehrere Frauen sexuelle Belästigung vorgeworfen hatten.
Denis Baupin war als Vizepräsident der französischen Nationalversammlung zurückgetreten, nachdemihm mehrere Frauen sexuelle Belästigung vorgeworfen hatten. © dpa | Mauricio Duenas

Der Vizepräsident der Nationalversammlung, Denis Baupin, war zuvor zurückgetreten, nachdem ihm Medien unter Berufung auf mehrere Frauen sexuelle Belästigung vorgeworfen hatten. Die Staatsanwaltschaft nahm Vorermittlungen auf. Baupin bestreitet die Vorwürfe und will sich mit einer Verleumdungsklage wehren. Vor einem Jahr hatten bereits 40 Journalistinnen sexistisches Verhalten politischer Verantwortlicher in Frankreich kritisiert. (dpa)