Berlin. Trotz scharfer Kritik aus der Türkei will der deutsche Bundestag die Vertreibung der Armenier vor 100 Jahren als Völkermord einstufen.

Trotz türkischen Protestes will der Bundestag die Vertreibung der Armenier durch das Osmanische Reich als Völkermord einstufen. Am 2. Juni wird der Antrag von Union, SPD und Grünen „Erinnerung und Gedenken an den Völkermord an den Armeniern und anderen christlichen Minderheiten vor 101 Jahren“ beraten, wie aus der Homepage des Parlaments hervorgeht.

Grünen-Chef Cem Özdemir verteidigte in der „Bild am Sonntag“ die Pläne. „Es kann schon sei, dass es Ärger mit Ankara gibt“, sagte er. „Aber der Bundestag lässt sich nicht von einem Despoten wie Herrn Erdogan erpressen.“

Deutschland stehe in der Verantwortung

SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann sagte: „Deutschland trägt als ehemaliger Hauptverbündeter des Osmanischen Reiches eine besondere historische Verantwortung.“ Das gelte unabhängig von der tagespolitischen Debatte über die Flüchtlingskrise. Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) sagte: „Wir wollen an der Aufarbeitung mit dem Ziel mithelfen, das Trennende zwischen Armeniern und der Türkei zu überwinden.“

Der türkische Botschafter in Deutschland, Hüseyin Avni Karslioglu, hatte der „Rheinischen Post“ gesagt, es sei „fragwürdig, wie der Bundestag mit einer Entschließung, in der diese Ereignisse als Völkermord bezeichnet werden, zur Normalisierung der Beziehungen zwischen der Türkei und Armenien beitragen“ könne. (dpa)