Tripolis. Europäische Diplomaten stärken der neuen Regierung in Tripolis den Rücken. Einer von ihnen: Außenminister Frank-Walter Steinmeier.

Überraschungsbesuch in Tripolis: Zur Unterstützung der neuen Einheitsregierung in Libyen ist Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in das Bürgerkriegsland gereist. Gemeinsam mit seinem französischen Kollegen Jean-Marc Ayrault traf er während des nur wenige Stunden dauernden Besuchs den Ministerpräsidenten Fajis al-Sarradsch. „Die ganze internationale Gemeinschaft ist sich einig, dass der Weg zu Frieden und Stabilität in Libyen über die Umsetzung des Friedensabkommens und die Regierung der nationalen Einheit führt“, sagte Steinmeier.

Der Präsidentschaftsrat unter Führung Sarradschs hatte seine Arbeit Ende März in Tripolis aufgenommen – mit Unterstützung der Vereinten Nationen. In dem tief gespaltenen Land gab es bislang zwei rivalisierende Regierungen – eine bislang international anerkannte im östlichen Tobruk und eine islamistisch geprägte in Tripolis.

Außenminister brachte eine Tonne Medikamente mit

„Wir wollen helfen, dass die Menschen in Libyen spüren: Mit der politischen Verständigung verbindet sich auch die Chance, wieder ein normales Leben in Sicherheit und Frieden zu führen“, sagte Steinmeier. Die Außenminister hatten nach Angaben des Auswärtigen Amtes am Samstag auch eine Tonne Medikamente dabei.

Ihr Besuch sowie vor kurzem die Reisen des italienischen Chefdiplomaten Paolo Gentiloni und mehrerer europäischer Botschafter kommen einer faktischen Anerkennung der neuen Regierung durch den Westen gleich. Eine rechtliche Legitimierung durch das Parlament in Tobruk wurde bislang von Gegnern der Einheitsregierung blockiert. Für die nächsten Monate wird zudem die Wiedereröffnung von Botschaften in Tripolis erwartet.

UN-Vermittler Martin Kobler schrieb auf Twitter: „Dienstag Paolo Gentiloni. Heute Jean-Marc Ayrault und Frank-Walter Steinmeier. Klare Zeichen der internationalen Unterstützung für Libyen und die Einheitsregierung.“

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Die Handlungsfähigkeit der neuen Führung wird unter anderem als Voraussetzung für internationale Luftschläge gegen den mächtigen Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Land gesehen. Der IS hatte das Machtvakuum in Libyen in den vergangenen Monaten genutzt, um sich auszubreiten.

Frankreich will zudem den EU-Marineeinsatz vor der libyschen Küste ausweiten. Nach Vorstellung von Paris sollten die Kriegsschiffe künftig auch zur Kontrolle des gegen Libyen verhängten Waffenembargos eingesetzt werden. Die Bundesregierung sieht das jedoch kritisch. (bk/dpa)