Den Haag. Die Behörden wurden vor den Brüsseler Attentätern gewarnt. Auch Premier Michael war wohl ein Ziel. Medien berichten von neuen Pannen.

US-amerikanische Behörden haben die Niederlande vor den jüngsten Anschlägen von Brüssel vor zwei Terrorristen gewarnt. Der Hinweis kam bereits eine Woche vor den Anschlägen von der Polizei in New York. Es ging um den radikalen Hintergrund der beiden Brüder El Bakraoui. Das teilte der niederländische Justizminister Ard van der Steur am Mittwoch dem Parlament in Den Haag mit.

Der Sicherheitsdienst der New Yorker Polizei habe am 16. März „den kriminellen Hintergrund von Ibrahim El Bakraoui und den radikalen und terroristischen Hintergrund seines Bruders Khalid“ gemeldet. Außerdem seien die Niederlande darüber informiert worden, „dass beide Brüder von den belgischen Behörden gesucht werden“, schreibt der Minister.

Einen Tag später, am 17. März, sei dies auch bei Gesprächen zwischen niederländischen und belgischen Polizeidiensten zur Sprache gekommen. Dem hatte die belgische Justiz widersprochen. Zuvor hatte der Justizminister angegeben, dass die Meldung vom amerikanischen FBI kam. Das sei ein Irrtum gewesen, räumte er nun ein. Warum die Niederlande von der New Yorker Polizei über zwei belgische Staatsbürger informiert wurden, konnte der Minister noch nicht sagen.

Auch Attentat auf Premier Charles Michel geplant

Die Brüsseler Terrorzelle könnte nach belgischen Medienberichten zudem auch ein Attentat auf Premierminister Charles Michel geplant haben. Auf der Festplatte eines sichergestellten Computers seien Pläne und Fotos vom Amtssitz und einer Wohnung des Regierungschefs entdeckt worden, berichteten die Zeitungen „De Tijd“ (Bezahlinhalt), „L’Echo“ und „Le Soir“ am Mittwoch. Ein Sprecher bestätigte lediglich, dass es für die Gebäude seit einiger Zeit besonders strenge Sicherheitsvorkehrungen gebe.

Der Computer mit den Fotos und Plänen war nach den Anschlägen am Dienstag vergangener Woche in einem Müllbehälter nahe einem Unterschlupf der Terrorzelle gefunden worden. Bestätigt ist bereits, dass sich auf dem Rechner auch eine Art Testament des Selbstmordattentäters Ibrahim El Bakraoui befand. Er werde „überall gesucht“, notierte El Bakraoui den Ermittlern zufolge vor seiner Terrortat, und sei deshalb „in Eile“.

Polizei kommunizierte über WhatsApp

Das Chaos der Sicherheitsbehörden wird in weiteren Details deutlich, über die belgische Medien berichten. So brach nach den Attentaten das Mobilfunknetz in der Stadt zusammen. Nicht nur die Bürger waren in der Folge auf SMS und Social Media angewiesen, sondern auch die Polizei selbst: Sie kommunizierte über WhatsApp, weil ein extra für Notfälle eingerichteter Kommunikationsdienst ebenfalls ausfiel, wie die Zeitung „Le Vif“ berichtet. (dpa/les)