Berlin. Nicht nur Politiker zeigten sich bestürzt angesichts des Todes von Guido Westerwelle. Wir haben Reaktionen auf die Nachricht gesammelt.

Bundespräsident Joachim Gauck hat die Verdienste des verstorbenen ehemaligen Außenministers Guido Westerwelle (FDP) um den Zusammenhalt in Europa gewürdigt. „Er trat vehement dafür ein, den Zusammenhalt und den partnerschaftlichen Umgang in der Europäischen Union zu stärken und zu intensivieren“, heißt es in einem Kondolenzschreiben an Westerwelles Lebenspartner Michael Mronz. Gauck ergänzte, der frühere FDP-Chef werde als „leidenschaftlicher Demokrat und Europäer in Erinnerung bleiben“.

Westerwelle starb am Freitag im Alter von 54 Jahren an den Folgen seiner Leukämieerkrankung.

Das Leben von Guido Westerwelle in Bildern

Der ehemalige Außenminister und Ex-Bundesvorsitzende der FDP, Guido Westerwelle, starb am 18. März in der Kölner Universitätsklinik.
Der ehemalige Außenminister und Ex-Bundesvorsitzende der FDP, Guido Westerwelle, starb am 18. März in der Kölner Universitätsklinik. © REUTERS | FABIAN BIMMER
Er erlag den Folgen seiner Leukämieerkrankung, wie die Westerwelle Foundation in Berlin mitteilte.
Er erlag den Folgen seiner Leukämieerkrankung, wie die Westerwelle Foundation in Berlin mitteilte. © dpa | Hannibal Hanschke
Guido Westerwelle war Vizekanzler in er Regierung Merkel, zehn Jahre lang FDP-Chef und vier Jahre Außenminister. Er wurde nur 54 Jahre alt.
Guido Westerwelle war Vizekanzler in er Regierung Merkel, zehn Jahre lang FDP-Chef und vier Jahre Außenminister. Er wurde nur 54 Jahre alt. © Sean Gallup
In den frühen 1980er Jahren war Westerwelle bei der Gründung des neuen rechtsbürgerlichen FDP-Nachwuchs’ dabei, der Jungen Liberalen. 1983 wurde er deren Vorsitzender. Eher nebenbei studierte er Jura, machte an der Fern-Uni Hagen seinen Doktor, wurde Anwalt.
In den frühen 1980er Jahren war Westerwelle bei der Gründung des neuen rechtsbürgerlichen FDP-Nachwuchs’ dabei, der Jungen Liberalen. 1983 wurde er deren Vorsitzender. Eher nebenbei studierte er Jura, machte an der Fern-Uni Hagen seinen Doktor, wurde Anwalt. © dpa | Wolfgang Eilmes
Mit 39 wurde Guido Westerwelle FDP-Chef. Er ließ sich zum Kanzlerkandidaten ausrufen, reiste im Wohnmobil durch die Republik, ließ sich die 18 auf die Schuhsohlen malen und stieg sogar bei „Big Brother“ in den Container.
Mit 39 wurde Guido Westerwelle FDP-Chef. Er ließ sich zum Kanzlerkandidaten ausrufen, reiste im Wohnmobil durch die Republik, ließ sich die 18 auf die Schuhsohlen malen und stieg sogar bei „Big Brother“ in den Container. © dpa | Ulrich Perrey
Auch als Redner sorgte er für Aufsehen – vor allem im Bundestag hielt er die besten Reden. Doch zunächst blieb es bei der Oppositionsrolle.
Auch als Redner sorgte er für Aufsehen – vor allem im Bundestag hielt er die besten Reden. Doch zunächst blieb es bei der Oppositionsrolle. © dpa | Oliver Berg
Im Privaten bekannte sich der Parteivorsitzende zu seiner Homosexualität. Er präsentierte am 50. Geburtstag von Angela Merkel auch einen Partner, den Sportmanager Michael Mronz.
Im Privaten bekannte sich der Parteivorsitzende zu seiner Homosexualität. Er präsentierte am 50. Geburtstag von Angela Merkel auch einen Partner, den Sportmanager Michael Mronz. © REUTERS | MICHAELA REHLE
Ein besonderer Moment in Westerwelles politischer Karriere: 2009, im dritten Versuch, gelang der FDP die Wunsch-Koalition mit der Union – mit einem Sensationsergebnis von 14,6 Prozent.
Ein besonderer Moment in Westerwelles politischer Karriere: 2009, im dritten Versuch, gelang der FDP die Wunsch-Koalition mit der Union – mit einem Sensationsergebnis von 14,6 Prozent. © REUTERS | © Tobias Schwarz / Reuters
In der Stunde des Triumphs entschied sich Westerwelle dazu, nicht das Finanz-, sondern das Außenministerium zu übernehmen.
In der Stunde des Triumphs entschied sich Westerwelle dazu, nicht das Finanz-, sondern das Außenministerium zu übernehmen. © REUTERS | WOLFGANG RATTAY
Viele nahmen ihm den Wandel zum Diplomaten nie ab, sahen darin seinen größten Fehler.
Viele nahmen ihm den Wandel zum Diplomaten nie ab, sahen darin seinen größten Fehler. © dpa | Nicolas Armer
Nach anderthalb Jahren verlor auch die eigene Partei die Geduld. Westerwelle musste FDP-Vorsitz und Vizekanzlerposten abgeben.
Nach anderthalb Jahren verlor auch die eigene Partei die Geduld. Westerwelle musste FDP-Vorsitz und Vizekanzlerposten abgeben. © Reuters | STAFF
Gezwungenermaßen konzentrierte er sich aufs Auswärtige Amt, wo er sich zunehmend Respekt erarbeitete.
Gezwungenermaßen konzentrierte er sich aufs Auswärtige Amt, wo er sich zunehmend Respekt erarbeitete. © REUTERS | THOMAS PETER
Auf den Tag genau ein halbes Jahr nach seinem letzten Tag als Minister bekam Westerwelle die Diagnose Leukämie.
Auf den Tag genau ein halbes Jahr nach seinem letzten Tag als Minister bekam Westerwelle die Diagnose Leukämie. © Miguel Villagran
Westerwelle hinterlässt Michael Mronz, mit dem er gut fünf Jahre auch verheiratet war.
Westerwelle hinterlässt Michael Mronz, mit dem er gut fünf Jahre auch verheiratet war. © dpa | Franz Neumayr
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Gauck erklärte, das Land verliere einen Menschen, der seine verschiedenen Aufgaben immer mit großem persönlichem Einsatz angegangen sei. „Die letzten Jahre seines Lebens waren überschattet von einer heimtückischen Krankheit“, so der Bundespräsident. Westerwelle habe dagegen mit allen Kräften und großer Geduld gekämpft. „Damit hat er viele Menschen in ähnlicher Situation ermutigt“, erklärte Gauck.

Merkel: Ein „richtig trauriger Tag“

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Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte nach dem Ende des EU-Gipfels im gelben Blazer: „Sein Tod erschüttert mich tief.“ Westerwelle sei einer der besten Redner gewesen, die der Bundestag erlebt habe. Sie habe ihn als empfindsamen, nachdenklichen Menschen kennengelernt, der sehr verlässlich in der Zusammenarbeit gewesen sei. Für sie persönlich sei dies ein „richtig trauriger Tag“, sagte Merkel.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat seinen Amtsvorgänger als Gesicht eines weltoffenen und liberalen Deutschlands gewürdigt. „Wir haben heute einen Menschen verloren, der unser Land eine ganze Generation lang als Parteivorsitzender der FDP, als Oppositionsführer und dann als Außenminister geprägt hat“, sagte der SPD-Politiker. „Guido Westerwelle war Vollblutpolitiker. Jemand, der sich nie wegduckt und auch in schwierigen Zeiten seine Überzeugungen aufrecht vertreten hat.“

Steinmeier verwies darauf, dass er mit Westerwelle „nicht immer einer Meinung“ gewesen sei. „Aber wir konnten uns immer aufeinander verlassen. Ein einmal gegebenes Wort, eine Zusage galt, auch wenn dann in der politischen Auseinandersetzung die Fetzen flogen.“ Zugleich betonte er: „Guido Westerwelle steht für ein weltoffenes, liberales Deutschland, das in der internationalen Gemeinschaft fest verankert ist. In seinem Bemühen um ein friedliches und ziviles Deutschland und Europa war er ein wahrer Patriot.“

Kranker Genscher kann nicht zu Trauerfeier

Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner zeigte sich in einer schnellen Reaktion auf Twitter bestürzt: „Mir fehlen die Worte. Guido hat so gekämpft. Die Trauer ist groß“

Hans-Dietrich Genscher, wie Westerwelle einst Bundesaußenminister und FDP-Vorsitzender, hat sich „tief erschüttert“ über den Tod von Guido Westerwelle geäußert. „Er war eine große politische Begabung und einherzensguter Mensch. Mit ihm wird unvergessen bleiben das Wahlergebnis der FDP aus dem Jahr 2009“, hieß es in einer Erklärung. „Ich habe seinen Weg von Anfang an beobachten und begleiten dürfen.“

Genscher ließ ankündigen, dass er aus „gesundheitlichen Gründen“ an den Trauerfeierlichkeiten für Westerwelle nicht werde teilnehmen können. Nach Angaben seines Büros ist der 88-Jährige derzeit „nicht reisefähig, sondern überwiegend bettlägerig“.

FDP-Bundesvize Wolfgang Kubicki erklärte: „Die Nachricht (...) hat mich unendlich traurig gemacht. Ich verliere einen guten Freund. Und wir verlieren einen großen Liberalen, der stets mit offenem Visier für seine Überzeugungen gestritten hat.“

So reagieren die Medien auf den Tod

Auf der Seite von Tagesschau.de gab es kein anderes Thema.
Auf der Seite von Tagesschau.de gab es kein anderes Thema.
Die Frankfurter Allgemeine nennt Westerwelle, was er ohne Zweifel war: ein „political animal“.
Die Frankfurter Allgemeine nennt Westerwelle, was er ohne Zweifel war: ein „political animal“.
Spiegel Online nennt Westerwelle einen „Extrem-Politiker“ und einen „der markantesten FDP-Politiker“.
Spiegel Online nennt Westerwelle einen „Extrem-Politiker“ und einen „der markantesten FDP-Politiker“.
Die taz zielt auf die neoliberale Haltung von Guido Westerwelle.
Die taz zielt auf die neoliberale Haltung von Guido Westerwelle.
Die Startseite von Zeit Online kurz nach Bekanntwerden der Nachricht.
Die Startseite von Zeit Online kurz nach Bekanntwerden der Nachricht.
Die Bild titelt: „Trauer um Guido Westerwelle“.
Die Bild titelt: „Trauer um Guido Westerwelle“.
Guido Westerwelle auf der Startseite von „Focus online“.
Guido Westerwelle auf der Startseite von „Focus online“.
„Diese Nachricht schockt Deutschland“, so der „Münchner Merkur“.
„Diese Nachricht schockt Deutschland“, so der „Münchner Merkur“.
Westerwelle beim „Tagesspiegel“.
Westerwelle beim „Tagesspiegel“.
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Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) sagte: „Er war ein großartiger Kämpfer für die liberale Sache und ein engagierter Parlamentarier“, sagte Kauder am Freitag. Vom Tod seines Freundes habe er tief betroffen erfahren. „Wir werden Guido Westerwelle vermissen“, sagte Kauder.

Seehofer: „Glühender Anwalt der Freiheit“

CSU-Chef Horst Seehofer hat Westerwelle als „glühenden Anwalt der Freiheit, der sozialen Marktwirtschaft und der Bürgerrechte“ bezeichnet. Er sei tief betroffen vom Krebstod des ehemaligen FDP-Vorsitzenden.

„Sehr traurig“ äußerte sich auch Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD): „Guido Westerwelle war ein Kollege, der mit viel Esprit und Leidenschaft Politik gemacht hat, und ein feiner Mensch.“ Würdigung erfuhr Westerwelle auch von der Deutschen Aids-Stiftung, deren Kuratoriumsmitglied er war: „Guido Westerwelle hat die Arbeit der Stiftung über mehr als 15 Jahre konstruktiv begleitet und nachhaltig befördert. Bei Fragen der Hilfe für notleidende HIV-positive Menschen und zum Schutz vor HIV und AIDS war er uns stets ein engagierter Diskussionspartner. Unser Engagement im südlichen Afrika hat er kontinuierlich gefördert und begleitet. Unser tiefes Mitgefühl gilt seinen Angehörigen und insbesondere seinem Lebenspartner Michael Mronz“, teilte der Stiftungs-Vorstand mit. (dpa/rtr/ba)

• So äußerten Nutzer des Kurznachrichtendienstes Twitter ihre Trauer: