Berlin. Am Holocaust-Gedenktag sprach die Überlebende Ruth Klüger im Bundestag. In ihrer Rede lobte sie die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin.

In der Gedenkstunde des Bundestages für die Opfer des Nationalsozialismus hat die Schriftstellerin und Auschwitz-Überlebende Ruth Klüger eindringlich ihr Leid als Zwangsarbeiterin der Nationalsozialisten geschildert. Die 84-Jährige berichtete am Mittwoch, wie sie als Kind von dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau in das Arbeitslager Christianstadt deportiert wurde. Eindringlich erzählte sie von Hunger, Kälte und Gewalt. So musste sie als 13-Jährige Zwangsarbeit im Forst und im Steinbruch leisten: „Im Steinbruch war es zum Verrecken kalt.“

Am 27. Januar wird weltweit der Nazi-Opfer gedacht. Am 27. Januar 1945 befreiten russische Truppen die letzten noch lebenden Häftlinge des größten deutschen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.

Die in den USA lebende Klüger lobte bei ihrer Rede im Bundestag die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). „Dieses Land, das vor 80 Jahren für die schlimmsten Verbrechen des Jahrhunderts verantwortlich war, hat heute den Beifall der Welt gewonnen – dank seiner geöffneten Grenzen und der Großzügigkeit, mit der Sie syrische und andere Flüchtlinge aufgenommen haben und noch aufnehmen“, sagte Klüger an Merkel gewandt.

Ruth Klüger ist eine bekannte Germanistin

Bundespräsident Joachim Gauck, Ruth Klüger, Kanzlerin Angela Merkel und Bundestagspräsident Norbert Lammert (von links).
Bundespräsident Joachim Gauck, Ruth Klüger, Kanzlerin Angela Merkel und Bundestagspräsident Norbert Lammert (von links). © REUTERS | FABRIZIO BENSCH

Dies sei der Hauptgrund, warum sie die Einladung angenommen habe, im Rahmen des Holocaust-Gedenktags vor dem Bundestag zu sprechen, erzählte die Schriftstellerin. Trotz Hindernissen und Rückschlägen werde weiterhin an dem zum Deutschland der Nazi-Zeit gegensätzlichen Vorbild gearbeitet „mit dem schlichten und dabei heroischen Slogan: Wir schaffen das.“

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) rief zu Wachsamkeit gegenüber Unmenschlichkeit, Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung auf. Diese Erwartung gelte für alle Menschen in Deutschland, egal wann und aus welchem Grund sie hierher gekommen seien, sagte er. Willkür und Unfreiheit dürften nie wieder die Herrschaft übernehmen.

Ruth Klüger wurde 1931 in Wien als Tochter eines jüdischen Arztes geboren. Die Familie wurde nach Theresienstadt deportiert und von dort ins Vernichtungslager Auschwitz. Ihr Vater und Halbbruder wurden ermordet. Klüger gelang gemeinsam mit ihrer Mutter auf einem „Todesmarsch“ die Flucht. Die heute 84-Jährige zählt zu den bekanntesten Germanistinnen in den USA. Als Schriftstellerin machte sie sich mit ihrer Autobiografie einen Namen. (dpa/epd)