Berlin. Ein bayerischer Kommunalpolitiker lässt Flüchtlinge nach Berlin fahren. Dabei geht es ihm um seine eigene Profilierung. Ein Kommentar.

Es ist eine schändliche Aktion, die der Landshuter Landrat da gestartet hat. Er benutzt die syrischen Flüchtlinge, die er per Bus aus Niederbayern nach Berlin chauffieren ließ, als Statisten für eine PR-Aktion in eigener Sache. Peter Dreier ist nach der medienwirksam inszenierten Bustour nun wohl der bekannteste Landrat der Republik – und genau das war offenbar der Sinn der Sache.

Denn was sonst sollte die Aktion beweisen? Dass die Unterbringung der Zuzügler immer schwieriger wird? Dass die Kommunen an der Grenze ihrer Kapazitäten angelangt sind? Dass die Bundesregierung keinen rechten Plan hat, wie der Andrang zu bewältigen ist? All das wussten wir schon bevor Landrat Dreier seine Berlin-Reise organisierte. Dafür musste also niemand von Bayern nach Berlin fahren.

Um Sachlichkeit geht es schon lange nicht mehr

Dass CSU-Chef Horst Seehofer Verständnis zeigte für Dreiers Busfahrt, ist peinlich. Die Christsozialen sitzen in Berlin schließlich mit am Kabinettstisch, wenn die Bundesregierung über ihre Flüchtlingspolitik zu Rate sitzt. Dort hätte die CSU die Chance, sachliche Vorschläge zu machen. Aber um Sachlichkeit geht es offenbar schon lange nicht mehr in der Debatte.

Wenn die Flüchtlingspolitik in Deutschland irgendetwas nicht braucht, dann sind das Profilierungsaktionen eitler Politiker. Stattdessen ist für die Organisierung des Zustroms der Menschen aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und anderen Ländern so viel überparteiliche Zusammenarbeit wie möglich nötig.

Kein Zweifel: Unterschiedliche Positionen müssen offen diskutiert, um den besten Kurs in der Flüchtlingspolitik muss gestritten werden – aber nicht auf dem Rücken von Menschen, die Furchtbares hinter sich haben! Landrat Dreier hat mit seinem Ego-Trip den Flüchtlingen keinen guten Dienst erwiesen.