Istanbul/Berlin. Zwei Monate nach den Anschlägen von Paris wird Istanbul zum Ziel des IS-Terrors. Ein Selbstmordattentäter tötet dabei auch Deutsche.

• Unweit der Touristenattraktion Sultan-Ahmed-Moschee in der Istanbuler Altstadt hat es einen Terroranschlag gegeben.

• Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, acht Tote seien aus Deutschland, dazu neun Verletzte.

• Behörden sprechen von mindestens zehn Toten. Außerdem gab es mindestens 15 Verletzte. Die Zahl der Opfer kann weiter steigen.

• Der türkische Staatspräsident Erdoğan erklärt, hinter dem Anschlag stecke ein Selbstmordattentäter syrischer Herkunft. Er sei vor kurzem eingereist. Türkische Behörden rechnen den Attentäer der Terrormiliz IS zu. Zugleich gibt es Berichte, der Mann stamme aus Saudi-Arabien.

Ein Selbstmordattentäter der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat im historischen Zentrum Istanbuls mindestens acht Deutsche mit sich in den Tod gerissen. Neun weitere Bundesbürger wurden zum Teil schwer verletzt. Der Angreifer sprengte sich nach türkischen Angaben mitten in einer deutschen Reisegruppe in der Umgebung der Hagia Sophia und der Blauen Moschee in die Luft. Der 1988 geborene Attentäter habe dem IS angehört, sagte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu in Ankara. Insgesamt gab es nach türkischen Angaben zehn getötete Opfer sowie den toten Attentäter und 15 Verletzte.

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan machte in Ankara einen „Selbstmordattentäter syrischer Herkunft“ für die Tat verantwortlich. Die Nachrichtenagentur DHA berichtete dagegen, der Attentäter stamme aus Saudi-Arabien und sei kürzlich aus Syrien in die Türkei eingereist. Saudi-Arabien und Ägypten verurteilten den Terroranschlag.

Nach Attentat Trauer um tote Deutsche

Der deutsche Innenminister Thomas de Maizière gedenkt im Staddteil Sultanahmet der Opfer des Selbstmord-Attentats.
Der deutsche Innenminister Thomas de Maizière gedenkt im Staddteil Sultanahmet der Opfer des Selbstmord-Attentats. © dpa | Peter Kneffel
Gemeinsam mit dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu und dessen Frau Sare drückt de Maizière seine Anteilnahme aus. Rote Nelken als Zeichen der Trauer.
Gemeinsam mit dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu und dessen Frau Sare drückt de Maizière seine Anteilnahme aus. Rote Nelken als Zeichen der Trauer. © dpa | Peter Kneffel
Beileidsbekundungen in Form von roten Nelken und eines FC-Bayern-München-Schals am Geländer des Obelisk von Theodosius.
Beileidsbekundungen in Form von roten Nelken und eines FC-Bayern-München-Schals am Geländer des Obelisk von Theodosius. © REUTERS | OSMAN ORSAL
Das Bild zeigt eine  betende und trauernde Frau, umringt von einer Menge Fotografen.
Das Bild zeigt eine betende und trauernde Frau, umringt von einer Menge Fotografen. © dpa | Peter Kneffel
Fassungslosigkeit.
Fassungslosigkeit. © dpa | Sedat Suna
Mitglieder der Ärztekammer Istanbuls legen ebenfalls rote Nelken nieder.
Mitglieder der Ärztekammer Istanbuls legen ebenfalls rote Nelken nieder. © REUTERS | YAGIZ KARAHAN
Am Tag nach dem Attentat wurde bereits provisorisch ein Gedenkstein erstellt.
Am Tag nach dem Attentat wurde bereits provisorisch ein Gedenkstein erstellt. © dpa | Sedat Suna
Die Fahnen wehen am 13. Januar 2016 vor dem Abgeordnetenhaus in Berlin auf halbmast im Wind. Eines der Todesopfer von Istanbul stammt aus Berlin. Zwei weitere Berliner wurden verletzt.
Die Fahnen wehen am 13. Januar 2016 vor dem Abgeordnetenhaus in Berlin auf halbmast im Wind. Eines der Todesopfer von Istanbul stammt aus Berlin. Zwei weitere Berliner wurden verletzt. © dpa | Kay Nietfeld
Anlässlich der bei einem Attentat in Istanbul getöteten Opfer wird zu Beginn der 148. Sitzung des Deutschen Bundestages am 13. Januar2016 in Berlin eine Schweigeminute abgehalten.
Anlässlich der bei einem Attentat in Istanbul getöteten Opfer wird zu Beginn der 148. Sitzung des Deutschen Bundestages am 13. Januar2016 in Berlin eine Schweigeminute abgehalten. © dpa | Jörg Carstensen
De Maizière und der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu besuchen ein verletztes Anschlags-Opfer im Istanbuler Krankenhaus.
De Maizière und der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu besuchen ein verletztes Anschlags-Opfer im Istanbuler Krankenhaus. © dpa | Hakan Goktepe / Handout
Die Einkaufsstraßen rund um den Ort des Attents sind  fast menschenleer.
Die Einkaufsstraßen rund um den Ort des Attents sind fast menschenleer. © dpa | Cem Turkel
Rund um den Platz des Geschehens werden die ersten sichtbaren Spuren des Attentats beseitigt.
Rund um den Platz des Geschehens werden die ersten sichtbaren Spuren des Attentats beseitigt. © dpa | Peter Kneffel
Die weltweite Berichterstattung informiert rund um die Uhr.
Die weltweite Berichterstattung informiert rund um die Uhr. © dpa | Peter Kneffel
Spuren der Explosion auf einer Holzbank.
Spuren der Explosion auf einer Holzbank. © dpa | Peter Kneffel
Karte mit Lokalisierung des Touristenviertels Sultanahmet.
Karte mit Lokalisierung des Touristenviertels Sultanahmet. © dpa-infografik | dpa-infografik GmbH
In dem bei Touristen beliebten Altstadtviertel Sultanahmet in der türkischen Millionenmetropole Istanbul ist es am Dienstag zu einer heftigen Explosion gekommen, die sich als Selbstmord-Attentat herausgestellt hat. Unter den Opfern befinden sich wohl überwiegend Deutsche.
In dem bei Touristen beliebten Altstadtviertel Sultanahmet in der türkischen Millionenmetropole Istanbul ist es am Dienstag zu einer heftigen Explosion gekommen, die sich als Selbstmord-Attentat herausgestellt hat. Unter den Opfern befinden sich wohl überwiegend Deutsche. © REUTERS | OSMAN ORSAL
Der tödliche Terroranschlag ereignete sich in der Umgebung der Hagia Sophia und der Blauen Moschee.
Der tödliche Terroranschlag ereignete sich in der Umgebung der Hagia Sophia und der Blauen Moschee. © REUTERS | OSMAN ORSAL
Die beiden weltberühmten Gebäude gehören zu den beliebtesten Touristenattraktionen der Türkei. Die Polizei sperrte den Ort des Attentats weiträumig ab. Zahlreiche Polizisten sowie Rettungskräfte befinden sich im Einsatz.
Die beiden weltberühmten Gebäude gehören zu den beliebtesten Touristenattraktionen der Türkei. Die Polizei sperrte den Ort des Attentats weiträumig ab. Zahlreiche Polizisten sowie Rettungskräfte befinden sich im Einsatz. © REUTERS | MURAD SEZER
Polizeikräfte stellen Absperrgitter auf.
Polizeikräfte stellen Absperrgitter auf. © REUTERS | OSMAN ORSAL
Eine Reporterin von CNN Türk berichtete von schockierten Touristen, die nach der Explosion auf dem Pflaster gesessen hätten. Augenzeugen hätten gesagt, sie hätten einen Feuerball aufsteigen gesehen. Zu der Detonation sei es an dem ägyptischen Obelisken gekommen, der in der Nähe der Hagia Sophia, der Blauen Moschee und des Deutschen Brunnens steht.
Eine Reporterin von CNN Türk berichtete von schockierten Touristen, die nach der Explosion auf dem Pflaster gesessen hätten. Augenzeugen hätten gesagt, sie hätten einen Feuerball aufsteigen gesehen. Zu der Detonation sei es an dem ägyptischen Obelisken gekommen, der in der Nähe der Hagia Sophia, der Blauen Moschee und des Deutschen Brunnens steht. © REUTERS | OSMAN ORSAL
Das beliebte Touristenviertel wurde großräumig abgesperrt.
Das beliebte Touristenviertel wurde großräumig abgesperrt. © REUTERS | OSMAN ORSAL
Passanten müssen den abgesperrten Bereich aus Sicherheitsgründen verlassen.
Passanten müssen den abgesperrten Bereich aus Sicherheitsgründen verlassen. © dpa | Tolga Bozoglu
Es wird mit Hochdruck an der Aufklärung gearbeitet.
Es wird mit Hochdruck an der Aufklärung gearbeitet. © REUTERS | MURAD SEZER
Das Auswärtige Amt rät zu Vorsicht in Istanbul.
Das Auswärtige Amt rät zu Vorsicht in Istanbul. © REUTERS | MURAD SEZER
Rettungskräfte versorgen die Opferder Explosion.
Rettungskräfte versorgen die Opferder Explosion. © dpa | Str
Zahlreiche Verletzte und  Todesopfer sind zu beklagen.
Zahlreiche Verletzte und Todesopfer sind zu beklagen. © dpa | Tolga Bozoglu
Ein Bild des Schreckens.
Ein Bild des Schreckens. © dpa | Tolga Bozoglu
Verschärfte Sicherheitsvorkehrungen haben höchste Priorität.
Verschärfte Sicherheitsvorkehrungen haben höchste Priorität. © dpa | Matthew Aslett
Die Stadt befindet sich im Ausnahmezustand.
Die Stadt befindet sich im Ausnahmezustand. © dpa | Sedat Suna
Der Bereich rund um den Tatort ist weiträumig abgesperrt.
Der Bereich rund um den Tatort ist weiträumig abgesperrt. © REUTERS | OSMAN ORSAL
Zahlreiche Polizisten und Rettungskräfte sind vor Ort.
Zahlreiche Polizisten und Rettungskräfte sind vor Ort. © Getty Images | Can Erok
Polizeipräsenz.
Polizeipräsenz. © REUTERS | MURAD SEZER
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Merkel verurteilt „Feinde aller Menschlichkeit“

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verurteilte den Anschlag als „mörderischen Akt“: „Die Terroristen sind Feinde aller freien Menschen, ja, sie sind Feinde aller Menschlichkeit“, sagte sie am Dienstagabend in Berlin. Die Kanzlerin betonte: „Genau diese Freiheit und unsere Entschlossenheit, gemeinsam mit unseren internationalen Partnern, gegen diese Terroristen vorzugehen, werden sich aber durchsetzen.“ Möglicherweise könne es noch weitere Todesopfer geben.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach von „Stunden der Trauer, der Wut und des Entsetzens“. „Seit vielen Jahren hat uns Deutsche der Terror nicht mehr so schwer getroffen wie heute in Istanbul“, sagte Steinmeier. Zugleich versicherte er: „Wir dürfen und werden uns von Mord und Gewalt nicht einschüchtern lassen.“

Davutoglu sagte, alle Todesopfer seien Ausländer gewesen. Er kündigte an, der Kampf gegen den IS werde fortgesetzt, bis die Terrormiliz keine Gefahr mehr darstelle. In einem Telefonat sprach er Merkel sein Beileid und Bedauern aus.

Mehrere Opfer kamen mit Berliner Reiseunternehmen

Ein weiteres Opfer soll aus Peru stammen, wie die Regierung in Lima mitteilte. Das peruanische Außenministerium hat seine früheren Angaben aber mittlerweile relativiert und gesagt, es gebe bislang keine Bestätigung dafür.

Unter den acht deutschen Opfern sind mehrere Touristen eines Berliner Reiseunternehmens. „Die schrecklichen Ereignisse des heutigen Tages machen uns tief betroffen“, sagte der Geschäftsführer der Lebenslust Touristik GmbH Berlin, Marco Scherer. Zum Zeitpunkt des Anschlags seien 33 Menschen mit dem Veranstalter in Istanbul gewesen, hieß es. Sie hatten eine Pauschalreise gebucht und wollten weiter nach Dubai.

Woher aus Deutschland die Opfer genau kamen, ist bislang weitestgehend unklar. Jedoch bestätigte Andreas Beese, der Regierungssprecher der Potsdamer Landesregierung, am Dienstagabend der Deutschen Presse-Agentur, dass unter den Todesopfern ein Ehepaar aus dem brandenburgischen Falkensee bei Berlin war. Außerdem sollen auch zwei Männer und eine Frau aus Rheinland-Pfalz getötet worden sein. Dies teilten Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz mit. Den Informationen der Sicherheitsbehörden zufolge sei zudem eine weitere Frau aus Rheinland-Pfalz verletzt worden. Nach Informationen der „Berliner Morgenpost“ soll außerdem ein Berliner ums Leben gekommen sein. Eine Frau aus Berlin sei schwer verletzt, eine weitere Berlinerin leicht.

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Bundespräsident Joachim Gauck reagierte bestürzt: „Wieder wurden bei einem hinterhältigen terroristischen Anschlag unschuldige Menschen ermordet, darunter viele Deutsche.“ UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, es handele sich um ein „verachtenswertes Verbrechen“. Den Angehörigen der Opfer sprach er sein Beileid aus und forderte, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

Außerdem will Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) bereits einen Tag nach dem Attentat in die Türkei reisen. Der Minister wolle in Istanbul seinen türkischen Amtskollegen Efkan Ala treffen und sich ein Bild von der Lage vor Ort machen, sagte eine Sprecherin des Innenressorts am Dienstagabend der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

USA sichern Türkei Unterstützung zu

Die USA betonten, sie stünden weiter fest an der Seite der Türkei. „Dieser abscheuliche Angriff in Istanbuls historischem Herzen hat Türken und ausländische Touristen gleichermaßen getroffen“, erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates Ned Price in Washington. Frankreichs Präsident François Hollande sprach von einem „abscheulichen Terroranschlag“. „Dieser Akt schändlicher Gewalt muss mehr denn je unsere gemeinsame Entschlossenheit stärken, den Terrorismus zu bekämpfen.“ Frankreich war im vergangenen Jahr von einer Serie von Terroranschlägen und versuchten Attacken betroffen.

Das Auswärtige Amt in Berlin richtete nach Angaben Merkels einen Krisenstab ein. Nach dem Anschlag verhängte die türkische Regierung eine Nachrichtensperre. Zur Begründung teilte die Medienaufsicht RTÜK mit, ein solcher Schritt sei laut Gesetz möglich, wenn er der „nationalen Sicherheit“ diene. Eine dpa-Reporterin wurde von Polizisten daran gehindert, in der Umgebung des Anschlagsortes Fotos zu machen. Die dpa-Reporterin berichtete vor Ort von zahlreichen Polizisten sowie Rettungskräften.

Erstmals IS-Anschlag auf Touristen in der Türkei

Der IS hatte im vergangenen Jahr mehrere Anschläge in der Türkei verübt, sich dabei aber vornehmlich auf kurdische Ziele konzentriert. Touristen waren bislang kein Anschlagsziel des IS.

Eine Reporterin von CNN Türk berichtete von schockierten Touristen, die nach der Explosion auf dem Pflaster gesessen hätten. Augenzeugen hätten gesagt, sie hätten einen Feuerball aufsteigen gesehen. Zu der Detonation sei es an dem ägyptischen Obelisken gekommen, der in der Nähe der Hagia Sophia, der Blauen Moschee und des Deutschen Brunnens steht. Die Explosion um 10.15 Uhr (Ortszeit/09.15 MEZ) war noch in einigen Kilometern Entfernung zu hören. (dpa)