Berlin. Kölns Polizeichef Wolfgang Albers muss gehen. Doch das darf nicht die einzige Konsequenz aus der Silvesternacht bleiben. Ein Kommentar.

Es war ein erbärmliches Bild, das die Kölner Polizei in den vergangenen Tagen abgegeben hat. Und der politisch Verantwortliche dafür ist der Polizeipräsident der Stadt, der bei seinen eigenen Auftritten nach den Ereignissen in der Silvesternacht zudem Zweifel an seiner fachlichen Kompetenz aufkommen ließ. Deshalb war die Versetzung des Kölner Polizeichefs Wolfgang Albers am Freitag in den Ruhestand unvermeidlich.

Doch das Problem kann man nicht allein an Albers festmachen. Es scheint so einiges nicht zu stimmen im System der Kölner Polizei. Zuerst wurden die massiven Übergriffe auf Frauen zu Silvester heruntergespielt – erst ein interner Bericht der Polizei, der den Medien zugespielt wurde, brachte das ganze Ausmaß ans Licht.

Die Kölner Polizei hatte den Überblick verloren

Dann wurde bekannt, dass die Kölner Polizei während der chaotischen Nacht angebotene Hilfe der Landespolizei zurückgewiesen hat. Ob dies aus Eitelkeit oder aufgrund einer falschen Einschätzung der Lage geschah, spielt keine Rolle – in beiden Fällen wäre es ein Armutszeugnis für die Einsatzleitung vor Ort. Zudem konnte Albers den Verdacht nicht ausräumen, Informationen unter anderem über die Herkunft der Verdächtigen zurückgehalten zu haben.

Hinzu kommt eine chaotische Kommunikation seitens der Behörde, die Spekulationen und Mutmaßungen Tür und Tor öffnete. Die Kölner Polizei, das wurde immer offensichtlicher, hatte den Überblick verloren.

Auch Innenminister Jäger ist nicht aus dem Schneider

Doch auch der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) macht in der Angelegenheit keine überzeugende Figur. Er hätte früher erkennen müssen, dass in Köln vieles falsch lief – und er hätte eingreifen müssen. Jäger wird sich noch bohrende Fragen gefallen lassen müssen, er ist politisch noch nicht aus dem Schneider.

Nach dem personellen Schnitt mit der Ablösung von Albers müssen nun alle Fakten vorbehaltlos auf den Tisch. Die polizeilichen Abläufe während der Silvesternacht müssen minuziös aufgearbeitet, die Schwachstellen aufgedeckt werden. Und dies so schnell wie möglich. Sonst droht schon zu Karneval das nächste Chaos am Rhein.