Damaskus. In der belagerten syrischen Stadt Madaja herrscht eine dramatische Hungersnot. Hilfsgüter stehen bereit, doch Helfer kommen nicht rein.

Für etwa 40.000 Menschen spitzt sich die humanitäre Lage zu. Sie leben in der eingeschlossenen syrischen Stadt Madaja. Und vielen von ihnen droht der Hungertod. Die letzte Hilfslieferung habe die von Regierungstruppen belagerte Stadt im Westen des Bürgerkriegslandes im Oktober erreicht, sagte eine Sprecherin des Welternährungsprogramms (WFP) der Deutschen Presse-Agentur. Lokale Medien und Aktivisten berichten über schlimme Zustände in der Stadt.

Die Webseite des TV-Kanals Al-Dschasira berichtete, alleine im Dezember seien in dem Ort, der etwa 25 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Damaskus liegt, 31 Menschen verhungert. Zunächst nicht zu verifizierende Fotos aus der Stadt zeigten völlig abgemagerte und leblose Körper.

Warnung vor humanitärer Katastrophe

Ein Arzt aus Madaja erzählte am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur, die Bewohner dort würden Gras essen, um ihren Hunger notdürftig zu stillen. Zudem hätten sie vor einigen Tagen begonnen, Katzen und Hunde zu schlachten. Die Angaben des Arztes konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

Auch Milch für Babys fehle,sagte der Arzt weiter. „Heute starb ein zehn Jahre altes Kind wegen Unterernährung.“ Das in Istanbul ansässige Oppositionsbündnis Nationale Syrische Koalition warnte am Mittwoch vor einer humanitären Katastrophe. Es müsse sofort gehandelt werden, um die Leben von Zivilisten zu retten.

Madaja wird seit mehr als 170 Tagen belagert

Die Oppositions-Nachrichtenseite „Smart News“ berichtete, seit Beginn der Belagerung hätten Hilfslieferungen die Stadt nicht mehr erreicht. Nach Angaben eines Sprechers des Roten Kreuzes in Damaskus sei es zudem sehr kalt, es gebe aber weder Strom noch Treibstoff. Um sich zu wärmen, würden Bewohner inzwischen Plastik verbrennen.

Lastwagen mit Hilfsgütern zur Ernährung der Stadtbewohner ständen bereit, sagte WFP-Sprecherin Bettina Lüscher. Voraussetzung sei, dass die Konfliktparteien den Helfern Zugang gewähren.

Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wird Madaja seit mehr als 170 Tagen von Regimetruppen und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah belagert. 40.000 Menschen – darunter etwa die Hälfte Zivilisten – lebten zurzeit in dem Ort, der wegen sich dort aufhaltender Rebellen heftig bombardiert werde. Die Menschenrechtsbeobachter sitzen in Großbritannien, beziehen ihre Informationen jedoch aus einem dichten Netz an Informanten vor Ort in Syrien. Sie gelten als gut informiert und zuverlässig. (dpa)