Berlin. Seit 2012 veröffentlicht der IS aufwendig gestaltete Terror-Bilanzberichte. Akkurat listet er darin etwa Anschläge und Finanzen auf.

Das Terror-Kalifat will ein Staat sein, doch in manchen Bereichen gleicht es eher einem Unternehmen. Wie ein Konzern sammelt der IS relevante Kennzahlen seiner Tätigkeit und veröffentlicht diese samt Grafiken in aufwendig gestalteten Bilanzberichten: Auf rund 400 Seiten listet der IS seit 2012 in diesen Berichten auf, wie viele Bombenanschläge er durchgeführt hat, wie viele Hinrichtungen und Selbstmordattentate. Auch die Zahl der eingenommenen Städte, der „Abtrünnigen“, die zum islamischen Glauben konvertierten und die wirtschaftlichen Einnahmen werden in Tabellen und Grafiken präsentiert.

Allein 2013 listet der Report des IS rund 10.000 „Operationen“ im Irak auf, darunter 1000 Hinrichtungen, 4000 Sprengstoffanschläge und die „Befreiung“ von Hunderten radikal-islamistischen Gefangenen. Die IS-Berichte zeigten eine Art „Leistungsbilanz“, wie Firmen sie oft ihren Geldgebern präsentierten, analysierte das Institute for the Study of War, welches die Berichte ausgewertet hat – die Mord & Terror GmbH will damit offenbar auch ausländische Geldgeber von der Wirksamkeit ihrer Verbrechen überzeugen.

IS präsentiert sein mörderisches Handwerk

Interessant an den Berichten ist das Bemühen des IS nach Präzision in der Erfassung und Präsentation seines mörderischen Handwerks. Die Zusammenstellungen seien der von Unternehmen sehr ähnlich und zeigten, wie klar strukturiert der IS plane und seine strategischen Ziele verfolge, sagte ein britischer Geheimdienstler der „Financial Times“.

In seiner jüngsten Bilanz vom März 2014 rühmt sich der IS, 4465 Straßenbomben gelegt, 1047 Menschen erschossen sowie 238 Selbstmordattentäter in den Tod gejagt zu haben. Wirtschaftlich präsentiert sich der IS in hervorragender Verfassung und vermeldet stolz die Erstürmung der Zentralbankfiliale in Mossul mit der Erbeutung von mehreren Hundert Millionen Dollar Bargeld.

Erdölverkauf zu Dumpingpreisen

Rund zweieinhalb Millionen Euro täglich soll das Terror-Kalifat laut Experten durch den Verkauf von Erdöl aus den eroberten Fördergebieten einnehmen. Das Öl wird mit Tanklastern in die Türkei oder den Libanon geschafft und dort zu Dumpingpreisen weiterverkauft: Händler könnten das Öl für 25 bis 30 Dollar pro Barrel bei den Terroristen kaufen und für 60 bis 100 Dollar an lokale Raffinerien weiterverkaufen, berichtet die „Financial Times“.

Weitere Einnahmequellen des IS sind das Ergebnis seiner Beuteökonomie auf dem von ihm beherrschten Territorium: Der IS presst Steuern, Zölle und Zwangsabgaben aus der Bevölkerung, hinzu kommen Beschlagnahmungen, Plünderungen und Menschenhandel. Aber auch Spenden aus den Golfstaaten bessern die Kasse auf.