München. 45 Geistliche haben einen offenen Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten geschrieben. Er ist Appell und Kritik gleichermaßen.

Kritik von ungewöhnlicher Seite: 45 Geistliche haben einen offenen Brief an den bayerischen CSU-Ministerpräsidenten geschrieben. Darin kritisieren sie in mehreren Punkten den gesamten Kurs der bayerischen Partei in der Flüchtlingspolitik. Das Internetportal der Katholischen Kirche „katholisch.de“ hat den Brief veröffentlicht.

Unter den Unterzeichnern sind christliche Ordensmitglieder, die durch Missionsarbeit selbst erfahren haben, wie es in den Krisenherden der Welt aussieht. Sie kennen die Gründe für die Flucht von Hunderttausenden Menschen. Unterschrieben haben den Brief auch der Benediktiner-Abt Michael Reepen und Cornelius Bohl, Provinzialminister der deutschen Franziskanerprovinz.

Wandel in Sprache und im Handeln

In dem Schreiben fordern die Geistlichen eine Abkehr von Seehofers scharfer Kritik in der Flüchtlingspolitik. Es gehe um eine Rhetorik, „die Geflüchtete in ein zwielichtiges Licht stellt“, heißt es konkret. Doch die Ordensmitglieder fordern nicht nur einen Wandel in der Sprache sondern auch im Handeln.

So solle Seehofer und damit auch die CSU von der Forderung zu Transitzonen Abstand nehmen. In diesen Transitzonen sollen die Asylantränge von Flüchtlingen schneller bearbeitet werden, die Asylbewerber so lange aber in den Registrierungszentren festgehalten werden – eine Praxis, die bisher auf großen deutschen Flughäfen angewendet wird. In dem offenen Brief ist auch der Vorwurf festgehalten, dass Flüchtlingen in vielen Unterkünften „menschenunwürdige Zustände“ vorfinden würden.

Appell an die christlichen Werte

Zudem fordern Abt Reepen und Cornelius Bohl, dass die Westbalkanstaaten Bosnien, Serbien, Mazedonien, Albanien, der Kosovo und Montenegro nicht weiter als sichere Herkunftsstaaten deklariert würden. In diesen Ländern herrsche Korruption und Unterdrückung von Minderheiten.

Zusammenfassend appellieren die Geistlichen an die christlichen Werte, aus denen sich ein Engagement für die Flüchtlinge ableite.