Gewalt überschattet Besuch von UN-Gesandtem Brahimi in Damaskus. Mindestens 60 Menschen sterben bei Luftangriff auf Bäckerei.

Beirut. Schwere Gefechte haben am Sonntag den Besuch des internationalen Sondergesandten Lakhdar Brahimi in der syrischen Hauptstadt Damaskus überschattet. Bei einem Luftangriff auf eine Bäckerei in der Ortschaft Halfaja nahe der Stadt Hama kamen nach Angaben von Aktivisten über 60 Menschen ums Leben. Auch aus anderen Landesteilen wurden Luftangriffe und Kämpfe gemeldet.

Brahimi sollte noch am Sonntag den syrischen Außenminister Walid al Moallem treffen, für den (morgigen) Montag war ein Gespräch mit Präsident Baschar al Assad geplant. Wegen Kämpfen nahe dem Damaszener Flughafen fuhr Brahimi von der libanesischen Hauptstadt Beirut aus auf dem Landweg nach Syrien.

Wem der Luftangriff in Halfaja galt, war zunächst unklar. Aktivisten warfen der Regierung vor, mit Angriffen auf Zivilisten Vergeltung für die jüngsten militärischen Erfolge der Aufständischen zu üben. Zuletzt hatten sich Rebellen und Regierungstruppen in der Region um Halfaja schwere Gefechte geliefert. Nach Angaben von Aktivisten eroberten die Aufständischen dabei mehrere Kontrollposten an der Hauptverkehrsstraße von Norden nach Süden.

„Halfaja war der erste und größte Sieg in der Gegend um Hama“, sagte der Aktivist Musab Alhamadi via Skype. „Deshalb bestraft das Regime sie auf diese Weise.“

Bei dem Angriff seien mindestens 60 Menschen getötet worden, teilte die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die Zahl dürfte allerdings noch steigen, da einige der rund 50 Verletzten in einem kritischen Zustand seien.

In einem im Internet veröffentlichen Amateurvideo waren mehr als ein Dutzend Tote oder Verletzte in den Überresten eines Gebäudes zu sehen, bei dem es sich nach Angaben des Sprechers um eine Bäckerei gehandelt hatte. In den Straßen lag Schutt, Bewohner und Aufständische schafften Verwundete weg. Einige der Opfer trugen Tarnkleidung, was darauf hindeuten könnte, dass der Angriff einem Treffen von Rebellen galt.

Bei Luftangriffen auf die Ortschaft al Safira südlich von Aleppo kamen nach Angaben von Aktivisten am Sonntag 13 Frauen und Kinder ums Leben. Die Ortschaft liegt nahe einem großen Militärstützpunkt, der zuletzt immer wieder von Aufständischen angegriffen worden war. „Die Luftangriffe haben die Kämpfer aber überhaupt nicht getroffen“, sagte der Aktivist Hussein via Skype. „Sie wollen Vergeltung gegen Zivilisten üben.“

Bei einem Angriff auf einen Militärstützpunkt in Afrin nahe Aleppo kamen nach Angaben der Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens zehn Aufständische und eine unbekannte Zahl von Soldaten ums Leben.