Ansturm auf die Universitäten ist so groß wie nie. Zuwendungen des Staates halten aber mit dem Studienanfänger-Boom nicht mit.

Berlin. Noch nie gab es mehr Studierende an den Hochschulen in Deutschland. In diesem Wintersemester zählen die Universitäten 2,5 Millionen Studenten. Zeitgleich verschlechter sich aber auch die Betreuungssituation trotz der zusätzlichen Milliarden-Hilfen aus dem Hochschulpakt von Bund und Ländern. 2010 musste ein Universitätsdozent im Schnitt noch 13 Studierende betreuen, ein Jahr später waren es schon 13,7, berichtete das Statistische Bundesamt jetzt in Berlin.

An den besonders gefragten Fachhochschulen verschlechterte sich das Betreuungsverhältnis Dozent zu Studenten im gleichen Zeitraum sogar von 1 zu 23,6 auf 1 zu 24,5. Zugleich hatten die Fachhochschulen weniger Grundmittel für die Lehre zur Verfügung. Die Personalausgaben pro Studierendem sanken zwischen 2010 und 2001 preisbereinigt um 17,8 Prozent, an den Universitäten hingegen nur um 5,5 Prozent, geht aus der neuen Hochschulstatistik weiter hervor.

Immer mehr deutsche Studenten gehen für eine Zeit lang ins Ausland. Ihre Zahl hat sich zwischen 2001 und 2010 mehr als verdoppelt, und zwar von 53.300 auf 126.600. 2001 konnten erst 2,9 Prozent der deutschen Studenten auf einen Auslandsaufenthalt verweisen, 2010 lag diese Quote bei 5,7 Prozent. Im Gegenzug ist auch Deutschland für ausländische Studierende attraktiv. Derzeit sind 192.000 junge Menschen an Hochschulen der Bundesrepublik eingeschrieben, die ihr Abitur nicht in Deutschland erworben haben.

Auch wenn die Zahl der Schüler wegen zurückgehender Geburtenzahlen in den vergangenen zehn Jahren rückläufig war, ist die Zahl der Studienberechtigten gestiegen. 2001 verließen erst 343.500 junge Menschen mit Abitur oder Fachhochschulreife ihre Schule, 2011 waren dies insgesamt 506.500. Mehr als jede dritte Studienberechtigung (36 Prozent) wird inzwischen an einer beruflichen Schule erworben.

Die neue Hochschulstatistik zeigt auch, dass die Umstellung der klassischen Diplom-Studiengänge auf die neuen Bachelor- und Masterabschlüsse weiter voranschreitet. 62 Prozent der Studienanfänger starteten 2011 in einem Bachelor-Studiengang. 2001 waren dies erst fünf Prozent. Mit 39 Prozent war der Bachelor bereits im vergangenem Jahr der am häufigsten erworbene Hochschulabschluss. Einer Umfrage zufolge setzen 62 Prozent der Bachelor-Absolventen ihre Ausbildung in einem Master-Studiengang fort.

Angekommen bei den jungen Menschen sind offenbar die Befürchtungen der Wirtschaft über einen zunehmenden Mangel an Ingenieuren. Die Zahl der Studienanfänger in naturwissenschaftlich-technischen Fächern nahm am stärksten beim Maschinenbau und in der Verfahrenstechnik zu, ebenso auch im Bauingenieurwesen. Dagegen verzeichneten Architektur, Physik und Chemie deutlich geringere Wachstumsraten.

2010 gaben die Hochschulen für die Lehre pro Student im Schnitt 7200 Euro aus. Die Ausgaben schwanken allerdings stark nach Fach und Hochschulart. Mit 31.100 Euro Grundkosten für die Lehre ist der Übersicht zufolge das Medizinstudium am teuersten. Auch in den Fächern Mathematik und Naturwissenschaften sind die Aufwendungen mit 9300 Euro pro Studierendem überdurchschnittlich hoch. Weniger Kosten fallen dagegen beim Studium der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an, pro Jahr und Student etwa 5100 Euro.