Deutschland dürfte künftig von einer schwarz-gelben Bundesregierung geführt werden. abendblatt.de tickerte live die Berliner Runde.

Hamburg. Deutschland wird künftig von Schwarz-Gelb regiert. Die Große Koalition ist Vergangenheit, die SPD muss nach elf Jahren an der Regierung in die Opposition. Ein sensationelles FDP-Ergebnis bei der Bundestagswahl sicherte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trotz des schlechtesten Unions-Ergebnisses seit 60 Jahren das Bündnis mit ihrem Wunschpartner. In der Berliner Runde trafen die Parteispitzen der im Bundestag vertretenen Parteien aufeinander und wagten eine erste Analyse. Bei abendblatt.de können Sie diese Runde im Live-Ticker nachlesen.

20.15 Uhr: Die Berliner Runde startet. Mit dabei sind: Angela Merkel (CDU), Frank-Walter Steinmeier (SPD) Guido Westerwelle (FDP), Jürgen Trittin (Grüne), Peter Ramsauer (CSU) und Oskar Lafontaine (Linke).

20.16 Uhr: Steinmeier gratuliert Kanzlerin Merkel und FDP-Chef Westerwelle. Es sei ein bittererTag für die SPD. Die SPD habe nicht alle ihre Wähler an die Wahlurnen bekommen. Man könne jetzt nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen, sondern müsse das Ergebnis aufarbeiten.

20.17 Uhr: Kanzlerin Merkel zeigt sich zufrieden. Das wesentliche Ziel, einen Regierungswechsel zusammen mit der FDP zu erlangen, sei erreicht. "Ich bin zufrieden."

20.19 Uhr: FDP-Chef Westerwelle: "Wir haben jetzt alle viel Arbeit vor uns." Die FDP werde jetzt in die Verantwortung genommen. Die Versprechen der Liberalen müssten in Verhandlungen durchgesetzt werden.

20:21 Uhr: Peter Ramsauer äußert sich ebenfalls erfreut darüber, dass Deutschland künftig von einem bürgerlichen Bündnis geführt werde. Allerdings sei ein "weinendes Auge" dabei. "Wir sind von den 42, 43 Prozent, die wir wohl in Bayern einfahren werden, enttäuscht." Möglicherweise hätten viele Stammwähler mit der Zweistimme die FDP gewählt. Allerdings liege man bei den Erststimmen sehr gut.

20.24 Uhr: Jürgen Trittin meint, seine Partei, die Grünen hätten das beste Ergebnis bei einer Bundestagswahl erreicht. Es reiche jedoch nicht, die Verluste der SPD auszugleichen. Man nehme die Rolle in der Opposition ernst.

20.25 Uhr: Auch Linke-Chef Oskar Lafontaine gibt sich zufrieden. Man habe eine linke Mehrheit gewollt und die Linke habe das ihre dazu beigtragen. "Die Linke ist jetzt in Deutschland etabliert." Das Augenmerk richte sich jetzt auf den Bundesrat. Dieser werde bei der Aufarbeitung der Wirtschaftskrise eine besondere Rolle spielen.

20.27 Uhr: Ramsauer weist den Vorwurf zurück, die Union habe wegen der Verluste der CSU so stark verloren. Schließlich habe die CSU im'n Bayern das beste Unions-Ergebnis im Vergleich zu anderen Bundesländern erreicht.

20.28. Uhr: Steinmeier weicht der Frage aus, ob die Wahlkampfstrategie, vor sozialem Kahlschlag zu warnen, falsch gewesen sei. Vielmehr wolle er auch nach so einer bitteren Wahlniederlage weiter in Verantwortung arbeiten. "Ich werde die Rolle der SPD in der Opposition und die des Oppositionsführers annehmen." Die SPD werde hart dagegen gehalten,wenn Union und FDP beispielsweise den Atomkonsens aufkündigen wollten.

20.30 Uhr: Zugleich verteidigt Steinmeier die Agenda 2010 und wirkt dabei genervt. "Was mich persönlich nervt, ist dass Herr Westerwelle und Frau Merkel davon profitieren werden." Seinerzeit hätten harte Maßnahmen getroffen werden müssen, die angesichts der gesunkenen Arbeitslosigkeit sich als richtig erwiesen hätten.

20.32 Uhr: Jürgen Trittin geht davon aus, dass die nächsten Auseinandersetzungen um die von CSU und FDP versprochenen Steuersenkungen geführt werden. Außerdem geht der Grünen-Politik davon aus, dass in den kommenden Wochen die Energiepolitik heiß umstritten sein werde.

20.33 Uhr: Lafontaine bezeichnet es als überraschend, dass trotz der Wirtschaftskrise die Liberalen zu den Gewinnern der Wahl gehörten. Aus seiner Sicht sei der Sozialstaat in Deutschland deutlich abgebaut worden sei.

20.35 Uhr: Merkel kündigt an, dass man das Wahlprogramm umsetzen wolle. Allerdings gehe sie davon aus, dass es auch harte Verhandlungen mit der FDP geben werden. Bildung werde dabei eine wichtige Rolle spielen.

20.38 Uhr: Westerwelle reagiert zurückhatend auf die Frage, wo die Knackpunkte einer Koalition mit der Union sein könnten. Das Regierungsprogramm werde erst noch geschrieben. Er gehe aber davon aus, dass man aufeinander zugehen werde. Die Deutschen müssten sich vor einer schwarz-gelben Mehrheit nicht fürchten. Man werde schnell umsetzen, Familien steuerlich zu entlasten.

20. 40 Uhr: Nach den Worten von Ramsauer muss ein Koalitionsvertrag Steuersenkungen beinhalten. Auch glaubt, dass man in den Koalitionsgesprächen mit den Liberalen rasch zu einer Einigung kommen werde.

20.42 Uhr: Nun ist es an Westerwelle, auf die Gemeinsamkeiten mit der Union zu verweisen. Schließlich kenne man sich seit vielen Jahren. Er wolle aber jetzt nicht vor laufender Kamera bereits die Verhandlungen führen. "Wir werden intern verhandeln und nicht vor der gesamten Öffentlichkeit."

20.45 Uhr: Merkel mahnt, den Wahlkampf zu beenden. Die CDU fühle sich der sozialen Marktwirtschaft verpflichtet. Die Schreckkampagne, Union und FDP könnten keine sozial ausgewogene Politik zu machen, habe bei der Wahl keinen Erfolg gehabt. Sie werde auch in den kommenden Jahren für eine sozial ausgewogene Politik stehen.

20.47 Uhr: Steinmeier lobt die Zusammenarbeit in der Großen Koalition und meint, die FDP sei immer gegen deren Beschlüsse gewesen. Er glaube daher, dass die Union mit der FDP nicht genauso vernünftig regieren könne wie mit der SPD.

20.48 Uhr: Kanzlerin Merkel fordert energisch das Wort und setzt sich durch. Sie verweist darauf, dass auch eine Koalition von Union und FDP Arbeitsplätze schaffen wolle. Sie verspreche, dass mehr Steuereinnahmen durch wirtschaftliches Wachstum erreicht werden sollten. Ihr Ziel sei es, ohne neue Schulden auszukommen.

20.49 Uhr: Steinmeier meint, die Ergebnisse einer derartigen (Unions)-Politik habe Rot-Grün 1998 übernehmen müssen und das sei seinerzeit sehr schmerzhaft gewesen.

20.50 Uhr: Nach den Worten von Trittin sollen Union und FDP den "Reaganschen Irrtum" wiederholen, demzufolge das reine Setzen auf Wachstum erfolgreich sein werde. Er gehe davon aus, dass es künftig wieder eine klare Gegenüberstellung von Regierung und Opposition geben werde.

20.53 Uhr: Droht bei drei linken Oppositionsparteienein Überbietungswettbewerb bei den Forderungen? Lafontaine verweist darauf, dass viele Forderungen der Linken später von anderen Parteien übernommen werden seien. Die Frage sie jetzt doch, wie der Finanzsektor wieder in Ordnung gebracht werden könne. Er sei gespannt, wie die neue Regierung das schaffen werde.

20.55 Uhr: Westerwelle ist sauer und fordert von der SPD und der Linken, endlich den Wahlkampf zu beenden.

20.56 Uhr: Kanzlerin Merkel springt Westerwelle bei und verweist auf die Beschlüsse von Pittsburgh. Dort seien wichtige Entscheidungen getroffen worden, die die Banken an die kurze Leine nehmen würden.

20.56 Uhr: Steinmeier kündigt an, dass man die Oppsotionsrolle annehmen werde. Deutschland sei jetzt aus der Phase der Ankündigungen herraus und seine Partei werde genau darauf achten, was die neue Regierung vorschlagen werde. Zum Schluss der Runde betreibt Steinmeier Wählerschelte. Die Menschen würden sehen, dass die Sozialdemokraten in der Bundesregierung fehlen und soziale Unwuchten ausgleichen würden.