Ein US-Soldat der Istaf-Truppe hat im Süden Afghanistans 16 Menschen getötet, darunter auch Kinder und Frauen. Präsident Hamid Karsai nannte dies ein “unverzeihliches Verbrechen“.

Hamburg/Kabul. Durch den Amoklauf eines US-Soldaten sind die ohnehin schon angespannten Beziehungen zwischen den USA und Afghanistan weiter schwer belastet worden. Der Soldat drang aus bislang ungeklärten Gründen in der Provinz Kandahar im Morgengrauen in drei Privathäuser des der US-Militärbasis benachbarten Dorfes Alkosai ein und eröffnete das Feuer auf schlafende Zivilisten. Die afghanischen Behörden erklärten, es seien 16 Menschen ums Leben gekommen. Auch ein Bewohner von Alkosai sprach von 16 Todesopfern. Ein Sprecher der internationalen Truppe Isaf, Hauptmann Justin Brockhoff, berichtete, der Täter sei nach seiner Rückkehr auf den Stützpunkt festgenommen worden und befinde sich in Gewahrsam.

Präsident Hamid Karsai sprach von einem "unverzeihlichen Verbrechen". Es seien neun Kinder und drei Frauen unter den Opfern. Bundesaußenminister Guido Westerwelle sagte in Riad, erneut habe das unverantwortliche und gänzlich unverständliche Handeln von Einzelnen große Bestürzung ausgelöst. "Mein tief empfundenes Mitgefühl gehört den Angehörigen der Opfer. Ich rufe jetzt zu Ruhe, Besonnenheit und Mäßigung auf. Es wäre noch eine Tragödie, wenn jetzt als Reaktion auf diese schreckliche Tat weitere Menschen zu Schaden kämen", erklärte Westerwelle. "Das ist ein Rückschlag für das große Engagement der internationalen Gemeinschaft."

Der US-Stützpunkt liegt nur 500 Meter von dem betroffenen Dorf entfernt. Isaf-Hauptmann Brockhoff fügte hinzu, es seien auch fünf weitere Dorfbewohner verwundet worden, sie würden in Hospitälern der Isaf ärztlich behandelt. Der Sprecher betonte, es handle sich um "einen höchst bedauerlichen Vorfall. Unsere Gedanken und Sorgen gelten den betroffenen Familien." Der Täter, angeblich Unteroffizier in einer US-Spezialeinheit, soll erhebliche psychische Probleme gehabt haben.

Die Taliban teilten mit, es seien 50 Zivilisten von dem US-Soldaten getötet worden. Es ist jedoch bekannt, dass auf Zahlenangaben der Radikalislamisten selten Verlass ist.

Vor dem Stützpunkt versammelte sich am Sonntag eine wütende Menschenmenge. Die Nato-geführte Isaf kündigte eine gemeinsame Untersuchung mit den afghanischen Behörden an. Die Provinz Kandahar war in besonderer Weise von dem Aufruhr betroffen, den die Verbrennung einiger Koran-Exemplare durch das US-Militär im vergangenen Monat ausgelöst hatte. Dutzende Menschen waren dabei ums Leben gekommen, darunter vier US-Soldaten. Hunderte wurden verletzt.

Der tragische Vorfall in Alkosai erinnert an das Massaker von Haditha, als einige US-Marinesoldaten am 19. November 2005 in der irakischen Stadt in Häuser eindrangen und 24 Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, ermordeten - aus Wut über Anschläge auf die US-Truppen. Keiner der Soldaten kam dafür in Haft; der Haupttäter wurde lediglich im Rang herabgestuft.