Sie sprechen Mädchen an und machen sie sich gefügig. Die Loverboys führen zu einer modernen Form der Zwangsprostitution.

München. Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen an diesem Freitag hat die bayerische Justizministerin Beate Merk vor sogenannten Loverboys gewarnt. Diese meist jungen Männer machten sich gezielt an minderjährige Mädchen heran, um sie erst emotional abhängig zu machen und dann zur Prostitution zu zwingen, erklärte die CSU-Politikerin. Loverboys lebten davon, dass ihre jungen Opfer aus Scham und Furcht davor zurückscheuten, sich zu offenbaren oder Anzeige zu erstatten. Aus diesem Grund sei über diese moderne Form der Zwangsprostitution in Deutschland noch wenig bekannt.

Zumeist drohten die jungen Männer damit, heimlich gefilmte Sexszenen im Internet zu verbreiten. „Was wir hier brauchen, ist Aufklärung und eine bessere Betreuung der Mädchen“, betonte Merk. Wenn die Machenschaften öffentlich gemacht würden, könnten die Täter die Vorteile des Verborgenen nicht weiter ausnutzen.

Bisher gebe es in Deutschland offiziell ganz wenige Fälle, in den Niederlanden sei das Phänomen der Loverboys indes weit verbreitet, erklärte sie. Betroffene in Deutschland sollten sich an Beratungsstellen wenden, etwa an die Fachberatungsstelle für Opfer von Frauenhandel Jadwiga unter www.jadwiga-online.de.

Auch Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) forderte eine Kultur des „Hinsehens“ bei Gewalt gegen Frauen. „Vertuschung, falsche Scham, Wegsehen und Verharmlosung“ trügen dazu bei, das Thema zu verdrängen. Gerade die eigene Familie sei für Millionen Frauen ein Ort des Leidens. So werde bundesweit jede vierte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von Gewalt durch den eigenen Partner. Dies geschehe unabhängig von Alter, Bildungsniveau oder sozialer Schicht.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di bezifferte die Folgekosten von Gewalt an Frauen auf jährlich etwa 14,7 Milliarden Euro. Da 74 Prozent der von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen auch am Arbeitsplatz von ihrem Peiniger weiter belästigt würden - beispielsweise am Telefon – seien die Arbeitgeber gefordert, Kollegen und Vorgesetzte für das Thema sensibilisieren, erklärte die Landesfrauensekretärin bei Ver.di Bayern, Bettina Messinger. (dapd)